wolfsgeheul.eu vom 10.10.2106

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Jan Fleischhauer zitiert in seiner lesenswerten aktuellen Spiegel-Kolumne einen FAZ-Herausgeber, der gesagt haben soll, es gäbe in Deutschland rund eine Millionen FAZ-Leser und damit habe man die Zahl der intelligenten Menschen in diesem Land einigermaßen erfaßt. Wann und wer auch immer es war – Bertold Kohler wäre die Arroganz zuzutrauen, aber nicht der Intellekt und das Formulierungsvermögen, um es so schlicht auf den Punkt zu bringen -, er hat(te) wahrscheinlich recht. Angesichts der sinkenden Abonnentenzahlen kommen allerdings Zweifel auf, ob diese These überhaupt noch aufrechtzuerhalten ist. Nun, es bleibt bis auf weiteres ungeklärt, ob der Anteil eventuell zurückgegangen ist und, wenn nicht, was die Intelligenzia dann heute liest, um ihren Geist zu füttern und das Niveau zumindest zu halten. Ob es aber nun einen Rückgang gibt oder nicht, fest steht jedenfalls, daß wir bei unterstellter Richtigkeit der These von einem guten Prozent auszugehen haben. So wenig!? Und ich soll dazugehören, nur oder gerade weil ich mir seit fast 40 Jahren dieses Zeitungs-Abonnenment leiste!?

Es erscheint jedoch irrelevant, die Zahl tiefer auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen, geschweige denn hinsichtlich der eigenen Person zu hinterfragen, da eines sofort deutlich wird, nämlich daß, zieht man die Analphabeten, Kinder und Dementen ab, auf jeden Fall immer weit über 90 % übrigbleiben, die das Volk sind, welches entweder schweigt oder „Wir sind das Volk“ schreit. Wenn es diese überwältigende Mehrheit nicht schafft, sich seine Eliten aus dem kleinen Ein-Prozent-Pool zu wählen, wird es genauso bescheuert regiert, verwaltet und gesteuert, wie jeder einzelne seine Dinge selbst auf die Reihe zu bringen in der Lage ist. Und keinen Deut besser! Mutmaßlich sogar überwiegend schlechter, denn die Führungsaufgabe ist ungleich größer, komplizierter und schwieriger als der individuelle Mikrokosmos des Bürgers!

Das übertragen auf die aktuelle Situation in Deutschland offenbart in überzeugender Klarheit das Dilemma! Unsere vermeintlichen Eliten sind viel zu häufig nur noch Papiertiger – an der Spitze zu stehen bedeutet eben nicht automatisch besser zu sein – und in Wirklichkeit ziemliche Durchschnittstypen. Und da die daraus resultierenden schlechten Leistungen für jeden – das Volk ist ja nicht dumm – auf der Hand liegen und der Seele brennen, stellt sich die kollektive Unzufriedenheit als nur konsequent dar.

Der Ausweg aus dem Desaster wäre also sehr einfach. Anstatt die Führungsetagen mehr und mehr zu einem Abbild der Geführten werden zu lassen, muß gemeinsames Bestreben wieder werden, die dort ranzulassen und zu dulden, die überlegen sind. Da sich Überlegenheit aber nicht automatisch mit Redlichkeit paart, sind Vorsicht und gewissenhafte Prüfung bei der Auswahl oberstes Gebot. Nur, wo sind die passenden Guten? Sie müssen ja existieren, sonst wäre die FAZ pleite! Und wie konnten sie es zulassen, unentdeckt zu bleiben bzw. übergangen zu werden?

Die Antwort ist einfach! Verantwortung übernehmen braucht Mut, Disziplin, Leidenschaft und Leidensfähigkeit. Und da gleichen die heutigen Geistesgrößen wieder ihren Volksgenossen. Sie sind träge, selbstsüchtig, egoistisch und feige geworden. Sie bleiben lieber in der Deckung, sprich zweiten Reihe, und lassen es sich mehr oder weniger gut gehen, werden dabei allerdings auch nicht zufriedener. Das Ergebnis: Ein Volk der Unzufriedenen!

Wer sich nicht zeigt und artikuliert, wird nicht wahrgenommen. Kriecht aus euren Löchern, ihr eine Million FAZ-Leser, und freundet euch mit euren Mitbürgern an. Sie werden euch mögen und befördern, wenn sie euch erst einmal wahrnehmen, als Mensch kennenlernen  und zu euch Vertrauen fassen durften.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 09.10.2016

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Vorgestern bin ich, ohne Probleme bei der Einreise zu haben, nach Sachsen gefahren.

Tatsächlich kommt mir dieser Teil Deutschlands zunehmend so fremd vor, daß ich mich an die Kontrollen zu DDR-Zeiten erinnert fühle. Es würde mich fast nicht wundern, winkte man mich nach Gera auf der A4 raus, um mich zu den Gründen und dem Ziel meiner Reise zu befragen und meine Papiere einzusehen. Und spätestens bei der computergestützten Personalienabfrage befürchte ich, käme man mir als sachsenkritischem Kolumnisten auf die Schliche. Und wer weiß, was dann alles so passieren könnte!?

Heute nächtens geht es zurück. Dabei erwarte ich keine Komplikationen, aber vielleicht stehen nach Zwickau ein paar Pappplakathalter und rufen mir „Wir sind das Volk!“, „Lügenpresse“ und „Arschgeige“ hinterher. Vorsorglich sortiere ich schon einmal meine Finger, um für diesen Fall den passenden Gruß aus dem Fenster parat zu haben.

Und wenn es so weiter gehen sollte, was ich zwar inständig nicht hoffe, dann freute ich mich auf den Tag, an dem ich singen kann:

„Ich fahr‘ nie wieder nach Sachsen, ich fahr‘ viel lieber dran vorbei.“

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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