wolfsgeheul.eu vom 03.08.2015

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Da ich nicht ständig mit Jugendlichen zu tun habe und meine Kinder aus der zum Teil gewöhnungsbedürftigen Klamottenexperimentierphase heraus sind, ist die kurze Sommerdiskussion um das direktorale Hotpants-Verbot an einer Schule im Schwarzwald vor rund zwei Wochen etwas an mir vorbeigerauscht. Ein kurzer, abendlicher Gang in die Stadt für ein paar Besorgungen hat mir die Sommerlochgeschichte aber ästhetisch schmerzlich in Erinnerung gerufen.

Auf den wenigen Kilometern sind mir bei 32 Grad Außentemperatur mindestens zwanzig, leider nicht immer grazile Mädchen und junge Frauen begegnet, die Hosen trugen, die den Namen kaum mehr verdienen, weil ihnen praktisch die Beine fehlen, also sogenannte Hotpants. Wären sie nicht wie bei einer Hose üblich mehr oder minder hoch geschnitten, unterschiede sie abgesehen vom Material – und nicht einmal da kann man sich sicher sein – nichts von einer Unterhose. Damit steckt zwangläufig, ob die Trägerin das will oder nicht, etwas Aufreizendes im Auftritt eines solchen Menschen. Und dieser Eindruck ergibt sich nicht erst im Auge des alten, lüsternden Betrachters, sondern er wird direkt vermittelt und kann nicht anders wahrgenommen werden. Wenn man übrigens selbst Vater einer Tochter ist, dann hört man grundsätzlich früher oder später – so man es vorher überhaupt getan hat, was ich freimütig eingestehe – sowieso auf, jungen Frauen hinterherzuschauen, weil man auch nicht möchte, daß männliche Altersgenossen dies beim eigenen weiblichen Sprößling tun. Der Auftritt in Hotpants aber ist derartig aufdringlich, daß ein Wegschauen dem normalgepolten Mann quasi unmöglich gemacht wird. Außerdem wähnen sich die Frauen ja angezogen und zeigen sich unverhohlen in der Öffentlichkeit, man erhascht also keinen intimen Anblick, bei dem man den eigenen Blick sofort instinktiv und höflich abwendet, um wechselseitige Peinlichkeiten zu vermeiden.

Klar ist mir jedenfalls geworden, was die im übrigen vom Photo her sympathisch und ansonsten in keinster Weise verklemmt wirkende Leiterin der Werkrealschule in Horb gemeint hat, und ihrem Verbot ist einschränkungslos zuzustimmen. Hotpants sind keine Bekleidung im hinreichenden Sinne und haben deshalb in der Schule, geschweige denn im Berufsumfeld, aber auch auf der Straße nichts zu suchen, solange bei uns die Konvention gilt, daß man in der Öffentlichkeit, wenn es nicht Strand, Freibad, Disko oder ähnliches ist, wo meinethalben andere Regeln gelten können, nicht nackt und auch nicht halbnackt herumläuft.

Es steht aber zu befürchten, daß die jungen Leute sich davon nicht beeindrucken lassen werden. Dann bleibt aber meine Minimalforderung die, daß wenigstens nur Dämchen sich eine Hotpants leisten, die es sich figürlich leisten können, damit Angriffe auf meine Ästhetik vermieden werden. Beim verbleibenden Rest allerdings schaue ich dann auch hin.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 02.08.2015

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Johann Baptist(genannt: Hans) Zehetmair ist Baujahr 36, gelernter Gymnasiallehrer unter anderem für Deutsch, ehemaliger Kultusminister Bayerns und von 2004 an Leiter des von der Kultusministerkonferenz eingesetzten Rechtschreibrates. Da, so meint man, paßte endlich einmal die Qualifikation eines Politikers mit seinem Amt zusammen. Denkste!

Zwanzig Jahre nach der auch von ihm zu verantwortenden und gebilligten unsäglichen Rechtschreibreform und im Angesicht des Lebensendes gesteht der Katholik Zehetmaier, im Gesamtbild eher ein Hardliner,  öffentlich in der „Zeit“, daß die Reform „überflüssig“ gewesen sei und macht sich den Vorwurf, „dass ich als Kultusminister nicht frühzeitig die Tragweite erkannt und die Reform in geordnete Bahnen gelenkt habe.“. Klasse, seit wann kann und darf man bei Protestanten beichten!? Oder wählt Zehetmair diesen Weg, weil er weiß, daß er in seiner Kirche eher keinen Geistlichen finden würde, der ihm diesbezüglich Absolution zuteil werden läßt?

Nehmen wir das Positive. Immerhin einmal ein Expolitiker, der zu Lebzeiten eingesteht, Fehler gemacht zu haben! Das ist nicht üblich. Normalerweise trägt man bis zur Bahre seine Orden stolz vor sich her und verteidigt jede noch so blödsinnige, einfach falsche oder sogar katastrophale Entscheidung bis aufs Blut und zum Sterbebett, um das eigene Denkmal nicht ins Wanken zu bringen und lebenden Auges untergehen sehen zu müssen. Also gebührt ihm Dank und Respekt! Trotzdem muß die Frage erlaubt sein, wie es so weit überhaupt kommen konnte, unterstellt, daß alle, demnach auch Zehetmair, im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte waren, als sie die Rechtschreibreform beschlossen. Bei aller eingestandenen Fehlbarkeit des Menschen, so etwas darf nicht passieren.

Und wenn die Politik schon Unsinn – und das ist dezent formuliert, denn die eigentlichen Betreiber der Reform waren sozialistische Gleichmacheridelogen, was Zehetmair aber zusätzlich auf den Plan hätte rufen und Mehrheiten für die Blockade finden lassen müssen – verbricht, dann muß sich doch das Korrektiv aus dem Widerstand der im positiven und freiheitlichen Sinne „Intelligenzia“ erheben und kämpfen bis zum Umfallen. Umfallen!? Stimmt, da war einmal meine FAZ, die richtigerweise und trotzig verkündete, den Quatsch nicht mitzumachen, und heute schreibt sie „daß“ auch mit „ss“, beklagt aber gleichzeitig am letzten Samstag auf Seite 1 mit einem großen Leitartikel von Heike Schmoll „dass die Rechtschreibreform ein Indiz für eine allgemeine Nivellierung im Denken ist, deren Folgen nicht nur im Bildungssystem ruinös sind.“. Recht hat sie. Aber dann bleibt auch konsequent, es kann doch nicht angehen, daß meine Kolumne das kleine gallische Dorf ist, das sich der Volksverdummung widersetzt!?

Und, Herr Zehetmair, Absolution kann ich mangels Amt und Autorität – zum Glück – leider auch nicht erteilen. Manchen Gram muß man auch mit sich ausmachen und mit ins Grab nehmen. Geschieht ihnen recht. Trotzdem alles Gute und Dank!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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