wolfsgeheul.eu vom 26.06.2015

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Letzte Woche habe ich ein bißchen auf Vorrat gekocht, so etwas wie eine Ratatouille-Bolognese. Herausgekommen ist ein Abendessen für mich sowie neun weitere Portionen zum Einfrieren. Das Gemüse vom Türken und das Hackfleisch(halb und halb) vom Metzger meines Vertrauens kosteten zusammen rund zehn Euro. Wenn man für Tomatenmark, Olivenöl und Gewürze noch großzügig einen Euro hinzurechnet und die halbe Flasche Rotwein, die der Sauce den von mir gewollten Charme verleiht, außen vor läßt, liegen wir inklusive Nudeln und Parmesan bei gut einem Euro pro Essen. Der Preis ließe sich noch maßgeblich und ohne große Qualitätsabstriche reduzieren, kaufte man das Gemüse beim Discounter. Einsparungen bei der Fleischqualität sind eher nicht empfehlenswert.

Warum erzähle ich das! Gewöhnlich rechne ich so etwas gar nicht nach. Dieses Mal ist es mir aber warum auch immer aufgefallen. Und dabei mußte ich zwangsläufig an die armen Familien denken, die von ganz geringen Bezügen leben, wobei ich nicht unterscheiden will, zwischen denen die das müssen und denen die es geschehen lassen oder gar wollen. Die, die nicht staatlich alimentiert werden, kann man schlecht reglementieren, wohingegen denjenigen, die Unterstützung nach Hartz IV erhalten, durchaus Bedingungen zum Bezug der Leistung gestellt werden könnten. Wir wissen, daß gerade in diesen gesellschaftlichen Bereichen, der Umgang mit dem knappen Geld häufig nicht gelingt und obendrein eine gesunde Ernährung deshalb auf der Strecke bleibt. Ein doppelter und dreifacher Verlust, weil wir damit auch noch potentiell kranke und augenfällig zu dicke Menschen produzieren. Das ist insbesondere für die armen Kinder ein Drama, die auf diese Weise ihrer zumindest grundsätzlich vorhandenen Chancen, dem Teufelskreis zu entrinnen, zusätzlich beraubt werden.

Warum wird also nicht mehr getan, um Anleitung zu geben, wie man mit wenig finanziellem Einsatz und in kurzer Zeit trotzdem gutes Essen herstellen kann. Wir würden den betroffenen Menschen erstens mehr Lebensqualität vermitteln und zugleich aufzeigen, daß die, die sich und ihr Leben selbst verdienen, auch in der überwiegenden Mehrzahl nicht wie die Made im Speck leben, sondern ihre knappen Resourcen sinnvoll einsetzen und etwas daraus machen. Es wird soviel unsinniges Geld ohne Kontrolle ausgegeben, daß Mittel zum Beispiel für Kochkurse und praktische Lebenshilfe ebenfalls darstellbar sein sollten. Und das wäre vielleicht sehr gut angelegtes Geld, weil sich so tatsächlich etwas zum Positiven wandeln könnte. Auch die sozialen Kontakte und das Beschäftigtsein ließen sich dieserart steigern, was nicht nur ein guter Nebeneffekt sein, sondern vielleicht sogar eine Initialzündung darstellen könnte, Grundsätzliches im Leben zu optimieren oder gar zu verändern.

Was wir bisher tuen ist überwiegend die Sicherstellung des nackten Transfers der Sozialleistung. Das ist zuwenig. Wir müssen den Betroffenen Ansprache bieten, Chancen aufzeigen und Hilfestellung leisten, wenn wir wirklich etwas bewirken wollen. Das setzt Kreativität und Kontaktbereitschaft voraus. Koppeln wir also die unteren Gesellschaftsschichten nicht weiter ab, sondern holen sie zurück in die Mitte der Gesellschaft. Essen ist dafür ein bewährtes und gutes Mittel.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 25.06.2015

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Der grüne Bürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, der durch seine Auftritte im Zusammenhang mit der öffentlichen Anhörung zu Stuttgart 21 und seine scharfzüngige, durchaus intelligente aber naßforsche bis unverschämte Art bekannt geworden ist, schreibt heute in der FAZ auf Seite acht unter „Fremde Federn“ einen Artikel mit der Überschrift „Entspannt Euch!“.

Aufhänger ist der in meinen Augen unsägliche Vorgang um den britischen Biochemiker und Nobelpreisträger, Sir Richard Timothy Hunt, der eine laxe, genauso humoristische wie mutmaßlich ehrliche und wahre Aussage mit dem Verlust von Amt und Ansehen bezahlen mußte, weil offenbar kein Ranghoher bereit war, sich vor ihn zu stellen und zu helfen, den Sexismusvorwurf-Shitstorm auszuhalten und zu überstehen. Palmer bezeichnet zwar Hunts Bemerkung als „sexistischen Unfug“ und sieht darin eine Haltung, „die vielen Frauen den Aufstieg in der Wissenschaft trotz bester Leistungen verwehrt“ habe. Faktischer Unfug, oder mußte sich Marie Curie als Mann verkleiden!? Aber interessant ist, daß Palmer im weiteren entsprechend der Überschrift deutlich dazu aufruft, die Entrüstungsdosis zurückzufahren und andere Meinungen nicht nur zu gestatten – eine Selbstverständlichkeit -, sondern sich mit ihnen auseinanderzusetzen und sie notfalls wenigstens gelten zu lassen, statt nur über den Andersdenkenden oder den, der vermeintlich politisch inkorrekt geredet und /oder gehandelt hat, herzufallen und seine Reputation zu töten, ohne ihm eine faire Chance zu gewähren. In diesem Zusammenhange streift er weitere aktuelle Themen wie Homo-Ehe, Flüchtlings- und Fremdenfeindlichkeit. Daß seine Formulierungen teilweise apodiktisch – seine Art – und relativierend – muß er wegen der entsprechenden Gruppen in seiner Partei – sind, sei ihm nachgesehen. Wichtig ist, daß hier ein Aktivist zu Besonnenheit aufruft und die emanzipatorischen Bewegungen auffordert, zu erkennen, wann sie ihre Interessen in der Gesellschaft umgesetzt haben, und dann Ruhe zu geben, anstatt weiter vorlaut zu kläffen und Menschen nicht nur persönlich anzugreifen, sondern regelrecht fertigzumachen.

Danke, Herr Palmer! Da rudert einer zurück, der gemerkt hat, daß manche Geister, die er, seine Parteigenossen und andere riefen, man nicht mehr loswird und sie quasi ein unkontrollierbares Eigenleben entfalten. Walle! walle manche Strecke, daß, zum Zwecke, Haß ersprieße und mit reichem, vollen Schwalle, zu dem Chaos sich ergieße. Vielleicht hat der grüne OB auch erkannt, daß mit dieser Methode auch andere Ziele verfolgt werden können, wie man an der Pegida sehen kann. Entrüstung und quasimilitantes Vorgehen sind nicht allein den angeblichen Gutmenschen zugänglich. Und schlechtes Beispiel macht Schule auch dort, wo man es am wenigsten will. Zurück zu Toleranz, Meinungsvielfalt und hartem, aber fairen Stil bei der politischen und sonstigen Auseinandersetzung täte der Sache und uns allen gut. Wenn wir achtsam und stilvorgebend sind, stellen wir die (Minderheiten), die sich nicht an die Regeln halten, in die Ecke und lassen uns nicht von denen dorthin bugsieren. Das setzt aber Aktivität und nicht Apathie voraus. Nur die Aktivisten müssen sich entspannen.

Schön, daß jemand seine Fehler einsieht. Springen wir ihm bei, damit die Beichte Folgen hat.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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