wolfsgeheul.eu vom 31.03.2017

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„Beaucoup d’Arabe ici!“

Als ich vor rund fünfunddreißig Jahren mit dem Auto in Aix-en-Provence ankam, um mich an der dortigen Universität einzuschreiben, traf ich zufällig zuallererst auf eine andere ausländische Studentin, die sich dann aber ebenfalls als Deutsche herausstellte. In dem sich zunächst jedoch in französischer Sprache entwickelnden Dialog, war das einer ihrer ersten Sätze. Dieser Ausspruch wurde dann in der sehr internationalen Kommilitonenrunde, die sich für die Zeit des Aufenthaltes in Südfrankreich herausbildete und der – welch‘ Wunder, sie harmonierte absolut nicht mit unserer Weltoffenheit – die junge Germanin nicht angehörte, zum geflügelten Wort, das immer wieder geeignet war, uns zu belustigen.

Für uns gehörten und paßten die meist nordafrikanischen Araber zum sonnigen Flair der Stadt. Außerdem war das Zusammenleben friedlich, die Menschengruppe und ihre Vertreter hatten überhaupt nichts Bedrohliches. Trotzdem gelangte besagte junge Deutsche offenbar zu einem gänzlich anderen Eindruck, der sie Fremdeln machte und uns spötteln ließ. Insofern hat sich nicht viel geändert. Jeder Jeck ist eben anders.

Wenn ich aber heute durch einige Städte Deutschlands gehe, fällt mir der Satz hin und wieder ein. Es gibt nämlich wirklich zum Teil eine Massierung ausländischer Menschen, die gelinde gesagt auffällig ist. Außerdem ist das Benehmen nicht selten nicht unbedingt freundlich und gerade beim Auftreten größerer Gruppen, insbesondere jüngerer männlicher Migranten, kann sogar das Wohlgefühl – natürlich obendrein abhängig von der Tageszeit des Begegnens – ein wenig auf der Strecke bleiben. Hat sich also doch etwas verändert in den Jahrzehnten seit Aix?

Insgesamt glaube ich das nicht und will es auch nicht glauben. Nicht verleugnen kann man allerdings, daß das befremdliche Gefühl, das einen heute zuweilen befällt, etwas damit zu tun hat, daß einem viele Migranten nicht den Eindruck vermitteln, dazugehören zu wollen. Sie leben erkennbar und offensiv in einer Parallelgesellschaft. Das ist auf Dauer nicht gesund und damit nicht zu akzeptieren. Wenn nicht alle mehr sagen „Ich bin ein Berliner.“, so wie damals offensichtlich alle den Satz „Wir sind die Einwohner von Aix-en-Provence.“ unterschrieben hätten, dann läuft etwas schief.

Nun gibt es besonders in großen Städten auf der ganzen Welt immer schon eine signifikante Zusammenrottung gewisser Ethnien und Nationalitäten in bestimmten Quartieren, was die Menschen aber nicht daran hindert, eine gemeinsame Identität für ihre Gemeinde zu haben. Manches braucht jedoch auch seine Zeit bzw. mindestens eine Generation. Insofern muß einem eigentlich nicht bange sein.

Was mich allerdings wirklich beunruhigt, ist die steigende Zahl der Salafisten in unserem Land. Wenn man den Angaben in der Presse glauben kann, hat sich  deren Zahl – wohlbemerkt die, die im Visier des Verfassungsschutzes steht – zwischen 2011 mit 3800 Anhängern auf aktuell über 10.000 erhöht. Und diese radikalisierten Typen leben ja nicht nur hier, sondern sie können auch auf eine auf sie zugeschnittene Infrastruktur zurückgreifen bzw. betreiben den Aufbau einer solchen weiter. Pars pro toto sei nur die Moschee in Berlin genannt, in der sich wohl Amri letzten Rat und Schliff holte, bevor er berauscht in den Weihnachtsmarkt raste. Genau das kann und darf sich ein Staat nicht bieten lassen. Solche Leute, denen aus unserer Sicht nichts heilig ist, haben hier nichts zu suchen. Sie gehören genauso umgehend des Landes verwiesen, wie deren Strukturen verboten und zerstört werden müssen. Deshalb ist eine Zunahme solcher Gefährder absolut inakzeptabel. Das ist auch im Sinne der vielen friedlichen Menschen, die hier lediglich ihr redliches Heil suchen. Ebenso wichtig ist es für das Wohlbefinden der Deutschen, die ein Recht darauf haben, sich im eigenen Land heimisch und nicht fremd, geschweige denn bedroht zu fühlen.

Der Staat muß handeln. Beobachten reicht da nicht aus.

„Beaucoup d’Arabe ici!“ muß also nichts Schlimmes bedeuten, kann es aber.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 30.03.2017

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Winnetou weiß gemäß Robert Gernhardts Gedicht „Weil’s so schön war“ glücklicherweise, wie er sich im Gottesdienst zu verhalten hat:

„Paulus schrieb an die Apachen:

Ihr sollt nicht nach der Predigt klatschen.“.

Paulus müßte unbedingt auch den Mönchengladbachern einmal schreiben. Gestern beim Konzert mit dem jungen Pianisten Joseph Moog brandete sowohl nach dem ersten als auch nach dem zweiten Satz von Chopins Sonate op. 58 Applaus auf. Der Künstler reagierte souverän, erhob und verbeugte sich, um danach quasi ungerührt weiterzuspielen. Zwischen dem dritten und dem vierten Satz überlistete er dann das unkundige Publikum, was allerdings leider zu Lasten des angemessenen Ausklingens des letzten, leisen Akkordes des „Largo“ ging. Der Zweck heiligt halt die Mittel. Auf Befragen teilte er später mit, daß sich Vorfälle dieser Art in letzter Zeit immer wieder einmal zutragen. Traurig! Das macht den rapiden Bildungsrückgang augenfällig. Wo bleibt die Einhaltung der alten einfachen Regel, daß, wenn man sich nicht sicher ist, ob das Stück tatsächlich zu Ende ist, man tunlichst auf den Einsatz der Connaisseure wartet, bis man selbst in die Hände klatscht!? Paulus hat demnach auch in anderen Städten noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.

Ansonsten war es wieder ein großartiger Abend, den der örtliche Initiativkreis ermöglichte. Daß Moog – vielleicht liegt es an der Vornamensgleichheit – Haydn kann, bewies er zum Auftakt mit einer Fantasie(Hob. XVII No. 4). Brilliant und luftig gespielt, hätte der Komponist bestimmt seine Freude an der Interpretation seines Stückes gehabt. Dem Chopin fehlte dann – dem gebeutelten Künstler sei natürlich die Störung durch den ungebetenen Applaus zugutegehalten – ein wenig der typische polnische Schmalz, der Vortrag wirkte etwas spieluhrenartig. Während der Künstler meinte, das sei wohl seine Auffassung von der Sonate, glaube ich, daß er da mehr kann. Denn er zeigte sich ansonsten als das genaue Gegenteil von einem Musikroboter. Reife braucht aber seine Zeit, erst Recht bei jemandem, dem jede gekünstelte Aufgesetzheit fremd zu sein scheint. Vielleicht sollte er sich aber nur ein bißchen von Khatia Buniatishvili abgucken!? Den zweiten Teil nach der Pause eröffnete Joseph Moog dann mit Regers „Träume am Kamin“ op. 143. Auch wenn ich für Max Reger kein Spezialist bin, glaube ich, daß die zwölf kleinen Stücke genauso klingen sollen. Und seine Virtuosität bewies der Pianist dann endgültig mit Liszts Ungarischer Rhapsodie No. 12, die ihm alles abverlangte, ohne daß er an seine Grenzen stieß. So geht Liszt, und mehr wollte der Ungar meines Erachtens auch nicht erreichen. Was bei Haydn die herrliche Melodik, ist bei ihm das ob der Fingerfertigkeit des Tastenzauberers staunende Publikum.

Nach viel Applaus wurde – eine sehr gute und populäre Wahl – als Zugabe Gershwins „It’s wonderful“ in – so wörtlich – „eigener bescheidener Bearbeitung“ serviert. Auch wenn das aus dem Mund eines Könners etwas untertreibend klingt, man nimmt Joseph Moog diese Zurückhaltung ab. Wie er überhaupt sehr uneitel und unprätentiös sowohl im Spiel als auch im Auftreten daherkommt. Sympathisch! Mich hätten der quietschende Hocker und die unsynchron zupackenden Pedaldämpfer gestört; er sagt, daß man sich mit solch‘ allenthalben vorkommenden Unzulänglichkeiten abfinden müsse, wenn man seine Ruhe bewahren wolle. Ein Profi halt, von dem man noch viel hören wird und möchte! Die Gladbacher aber sollten zukünftig den schwarzen Arbeitsgeräten etwas mehr Aufmerksamkeit widmen.

Wieder hatte ich übrigens ein Kind zum Nachbarn, einen netten Zwölfjährigen in Begleitung seines Vaters, der sich comme il faut benommen hat und ganz unbefangen und frei mit mir unterhielt. Seit zwei Jahren Klavierunterricht und jetzt noch als Zweitinstrument Kontrabaß! Es gibt sie also noch, die jungen Menschen, denen eine gute Erziehung angediehen lassen wird. Erfreulich!

Hoffen wir abschließend, daß Paulus die Mönchengladbacher nicht für Irokesen hält. Denn wie formulierte Gernhardt?

„Paulus schrieb den Irokesen:

Euch schreib ich nichts, lernt erst mal lesen.“

Howgh!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

 

 

 

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