wolfsgeheul.eu vom 15.06.2015

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Eine vermeintliche Petitesse aus dem EM-Qualifikationsspiel der Deutschen gegen Gibraltar sorgt für Aufregung und findet vielfältigen Widerhall in der Presse. Dem Bundestrainer ist laut eigenen Angaben während des laufenden Matches ein Nagel eingerissen, den er, das ist der Aufreger, vor laufenden Kameras beigefeilt hat. Dabei wird überwiegend darüber nachgesonnen, ob dies eine geringschätzige Geste gegenüber den Schützenfestopfern darstellte.

Das ist doch schierer Blödsinn und verfehlt das eigentliche Thema! Ob ein Fußballlehrer bei einem Pflichtspiel mit erwartetem Kantersieg einschläft, Zeitung liest, auf die Toillette entschwindet o. ä., ist doch völlig schnuppe. Die Demütigung des Gegners findet auf dem Platz statt. Viel  wichtiger ist in meinen Augen, welches Benehmen der feine Herr Löw da an den Tag legt. In meiner Jugend wurde man noch groß mit dem Erziehungsspruch „Wenn Du denkst, Du bist allein, mache Deine Nägel rein.“. Die Regel galt und gilt  sogar im eigenen Haus, innerhalb der Familie. Daß der höchste aktive Repräsentant des deutschen Fußballs vermutlich keine gute Kinderstube hatte und sich nicht benehmen kann, das ist der Skandal. Und so finden sich auf Spiegel-Online konsequent weitere augenfällige photographische Proben dieser Tatsache, Löw in der Nase bohrend und Löw herzhaft in den Zähnen prokelnd, ohne sich die Hand dabei vor den Mund zu halten. Man fühlt sich an Menschen im Auto erinnert, die sich, sich in den eigenen vier Wänden wähnend aber tatsächlich im Schaukasten sitzend, ähnlich verhalten. Die Entschuldigung, er habe sich unbeobachtet gefühlt, ist dem Jogi aber verwehrt; eine kameraüberwachte Trainerbank ist kein geschlossener Raum wie das Automobil.

Vielleicht sollte die Firma Nivea einmal darüber nachdenken, ob dieser etwas zu gepflegte Mann mit den dazu in krassem Gegensatz stehenden proletigen Angewohnheiten ein richtiger Werbepartner ist!? Daß das Vorbild im übrigen Schule macht, kann man tagtäglich sowohl beim gemeinen als leider auch beim weniger gemeinen Volk beobachten. Armes Deutschland! Da helfen wir mit, die Welt von den Wilden zu befreien, und gerieren uns kaum besser als solche.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 14.06.2015

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Sir Elton John, mit dem ich zum Thema „Homosexualität“ Dissens(s. Kolumnen vom 10.04.2015 und 04.06.2015) habe, hat laut T-Online vom 09.06.2015 vor kurzem anläßlich eines Konzertes in Gloucester eine Ordnerin, die im Vereine mit Kollegen Fans in den vorderen Reihen daran hindern wollte, ihre Arme hochzurecken, um den dahinter Stehenden die Sicht nicht zu versperren, zur Ordnung gerufen und wüst beschimpft. Unter dem Hinweis, dies sei sein Konzert, hat er sich dafür ausgesprochen, die Fans, die seiner Musik wegen gekommen seien, hinsichtlich der Ausdrucksform ihrer Begeisterung nicht einzuschränken. Nach der Anmerkung, man sei dort nicht in China, forderte er die Ordner dann unflätigst auf, sich zu entfernen, um danach wohl eine nicht im einzelnen zitierte weitere Schimpfkanonade auf die Sicherheitsleute herniederprasseln zu lassen. Das ganze soll dann gegipfelt sein in einem persönlichen Angriff auf die offenbar blondzöpfige Ordnerin, indem er brüllte „Da ziehst Du eine verdammte Uniform an und schon denkst Du, Du bist Hitler.“. Relativ kurz danach schon hat er sich dann bei der Dame entschuldigt, sie hierzu sogar auf die Bühne gebeten und bekundet, daß man so mit einer „Lady“ nicht reden dürfe und es ihm sehr leid tue. Soweit zu den Fakten des Vorfalles laut Bericht!

Da stehe ich doch einmal mehr auf der Seite des Weltstars. Meines Wissens gehört auch Gloucester zur freien Welt, und die Mitarbeiter der Security-Unternehmen haben doch eigentlich nur die Aufgabe, Übergriffe auf die Bühne zu verhindern und den Ausbruch von Panik und gefährlichen, nicht mehr zu kontrollierenden Bewegungen der Massen zu verhindern. Beides war offensichtlich vorliegend nicht zu besorgen. Also haben die Ordner sich wohl tatsächlich in etwas eingemischt, was sie nichts anging.

Und da kommt dann sehr wohl die Uniform ins Spiel. Sie verleitet nachweislich dazu, sich für allumfassend mächtig und zuständig anzusehen. Ähnliches habe ich gerade erst letzten Dienstag beim Auftritt von Vivienne Westwood erleben dürfen. Dieses Phänomen habe ich aber in der von mir bereisten Welt bei unterschiedlichsten Völkern in gleicher oder ähnlicher Weise erlebt und ist mutmaßlich nirgendwo anders. Daß Sir John direkt auf Nazideutschland rekukurriert, liegt an so wunderbaren Sendungen wie „Hogan’s Heroes“, die nicht so gut wären, würden sie nicht mit überspitzten Vorurteilen zur deutschen Mentalität spielen. Das darf der Sieger, und der Verlierer muß es aushalten; wenn man Humor hat, lacht man sogar als Deutscher darüber. Also nehmen wir den Hitler-Vergleich als pars pro toto und konzedieren, daß Uniformen den Menschen überall auf der Welt zum Negativen zu verändern vermögen und ihn zum Beispiel zur Kompetenzüberschreitung allein qua Kleidungsautorität verleiten.

Also, warum mußte Sir John – wenn man einmal den vielleicht entschuldigungswürdigen Unflat außer Acht läßt – eigentlich bei der Dame um Verzeihung bitten? Er mußte es nicht. Er war nicht nur die Hauptperson, sondern er hatte auch durchaus Recht. Und eine saftige Beschimpfung vorgetragen vom Star auf den Brettern, die die Welt bedeuten, ist doch das Salz in der Suppe; die Freiheit hat jeder und hat sich jedenfalls der Erfolgreiche und Unabhängige redlich verdient. Hat sich der – nimmt man einmal seine Kinder und andere mutmaßliche Opfer seiner Existenz aus – großartige Klaus Kinski jemals entschuldigt? Nein! Und das war gut so. Wir leben nicht mehr in Feudalsystemen, in denen sich die Herrschaft gegenüber dem Künstler alles herausnehmen konnte. Heute ist der Star der Feudalherr und kann, wenn er ihn denn verdient, den ihm gebührenden Respekt beim Auditorium und jedem anderen selbst einfordern. Keith Jarrett, der große Jörg Demus – selbst erlebt – und andere sind hier Vorbilder.

Also, bitte keinen Shitstorm! Freut euch der Menschen, die sich die Freiheit erkämpft und verdient haben, die Dinge offen und klar anzusprechen. Und hört zu, was sie zu sagen haben! Es ist nicht immer im Drogenrausch des Erfolges produzierter Unsinn.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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