wolfsgeheul.eu vom 29.12.2016

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Discounter-Weihnachten!

Seit Jahren hat sich herausgebildet, daß meine Kinder und ich an einem der Festtage ein Steak braten. Nachdem uns der Metzger meines Vertrauens zweimal nicht vollends überzeugt hat, war es an der Zeit, neue Wege zu gehen. Die Metro-Gastro vor meiner Haustür hat nur ganze Filets. Immerhin führen die aber den besten preiswerten Rotwein, einen KWV Roodeberg, der so manchen weitaus teureren Bordeaux in den Schatten stellt,  aus dem schönen Südafrika. Eine andere Fleischerei bietet zwar Dry Aged Beef an, das sich aber wohl nicht zu tagelanger Lagerung vor Verzehr, was terminlich unumgänglich war, eignet. Also habe ich anläßlich einer anderen Besorgung bei Aldi vorbeigeschaut und wurde in der Kühlung mit einzeln abgepackten, sehr gut aussehenden Filetsteaks aus dem Münsterland fündig. Der Preis war günstig, aber nicht so, daß er stutzig machen mußte. Dann habe ich noch auf Rat einer Freundin gleich die eingefrorenen Steinpilze und den bekannt guten Grauburgunder der Keller-Edition mitgenommen. Mein Stammdiscounter, Netto, steuerte die Tagliatelle, eine Tüte voller Litschis und ein vorgefertigtes – man muß ja nicht alles selber machen, gerade dann nicht, wenn man zeitlich haushalten muß – Mousse au Chocolat der edleren Sorte bei. Fertig war das Weihnachtsmenü!

Und was soll ich sagen!? Das, was wir in lustigem Teamwork mit den üblichen Zutaten daraus gezaubert haben, war im Vergleich zu den Vorjahren die beste Weihnachtsspeisung und eindeutig die Günstigste von allen.

Nun liegt es mir fern, den Billigsupermärkten das Wort zu reden. Aber seit es den Tante-Emma-Laden nicht mehr gibt, führt kaum ein Weg an ihnen vorbei. Außerdem war es kein Vorsatz, das Essen nur aus derartigen Quellen zu speisen; es hat sich mehr oder weniger zufällig ergeben und ist mir erst im Nachhinein klar geworden.

Eines aber läßt sich mit Sicherheit sagen. Das Ergebnis konnte sich mehr als sehen lassen, und der Einzelhandel muß sich zunehmend warm anziehen, will er auch zukünftig sein Auskommen finden. Auf mich als grundsätzlich loyalen Kunden kann er dabei zählen, aber er muß mir dafür auch weiterhin einen erkennbaren Mehrwert bieten. Persönliche Beratung und Ansprache werden da auf Dauer nicht ausreichend sein. Die Handelswelt verändert sich – man denke zum Beispiel nur an Elektroartikel aus dem Internet, die zum Teil unschlagbare Preise aufrufen –  und die Konkurrenz schläft nicht. Manches wird man in zehn Jahren vielleicht und wahrscheinlich kaum wiedererkennen.

So wie ich es gerade erfahren habe, muß das nicht nur von Nachteil sein. Unpersönlicher aber wird es in jedem Falle. Das gilt es zwar zu betrauern wird sich jedoch kaum verhindern lassen.

„Kling Glöckchen klingelingeling,

Der Aldi ist der King.“

Was machen die eigentlich mit ihrem ganzen Reichtum, jetzt wo der Achenbach im Knast sitzt!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 11.05.2015

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Liebe Kinder: Wenn man früher auf der besonderen, weil eher selteneren großen Einkaufstour in der Stadt eine Toilette aufsuchen mußte, ging man im Zweifel in ein Kaufhaus, weil diese im Bereich ihres kantinenartigen Erfrischungsraumes – so hieß das früher – zumeist auf der obersten Etage – clever, denn dort angekommen hatte man viel Verlockendes gesehen – immer über solche Lokalitäten verfügten und gleichwohl kundenfreundlich nicht danach fragten, ob man bereits irgendetwas bei ihnen erworben hatte oder es wenigstens noch vorhabe.

Demnächst gehen wir alle zu ALDI! Die Südschiene des Discounters hat in Unterhaching die erste Edelfiliale eröffnet, die neben Tageslicht und viel Holz über einen marktstandähnlichen Obst und Gemüse-Bereich, einen Kaffeeautomaten mit Sitzbank sowie Kundentoiletten verfügt.

Wir werden an unserer Event-Kultur noch zugrunde gehen. Menschen, die mit ihrer Zeit haushalten – die soll es noch geben – müssen, besuchen einen Billig-Supermarkt, um dort gezielt etwas einzukaufen. Deshalb spielt es aus Sicht solcher Kunden auch überhaupt keine Rolle, wie es in dem Laden aussieht. Vielmehr ist man froh, wenn man wieder draußen ist. Da muß man in der Regel weder austreten noch auf einen Kaffee verweilen, schon allein deshalb, weil man die restliche Kundschaft häufig lieber von hinten sieht. Und genau deshalb, so dachten wir, sind diese Rummelbuden im Gewerbegebiet – auch ein alter Hut, denn inzwischen findet man Filialen in besten Lagen – günstiger und helfen uns sparen; sie geben eben ihre Ersparnis durch karge Ausstattung über die Warenpreise zumindest teilweise an die Kunden weiter. Daß die Albrechts dabei trotzdem Multimilliadäre geworden sind, könnte einen zwar stutzig machen, hat uns aber eher nicht gehindert, ihr Täschlein zu füllen und uns dabei gutzufühlen.

Was soll also der neue Luxus!? Wenn man nämlich dann noch sieht, wie ALDI zulasten der Bauern – die ich nur in Maßen bedauere, weil die Cleveren unter ihnen über das geschickte Jonglieren mit Subventionen gelinde gesagt nicht am Hungertuch nagen – aktuell eine weitere Eskalation des Milchkrieges initiiert, muß man sich fragen, wer am Ende die Zeche zahlt. Denn blöd sind die Billigheimer gewiß nicht.

Somit sagt der edle Trend einiges über unsere Gesellschaft aus. Die meisten haben offenbar zuviel Zeit, und für manche scheint das Einkaufen respektive Shopping gar fast tagesfüllende Beschäftigung geworden zu sein. Da will man Bespaßung, und gleichzeitig werden Ernährung und Verdauung notwendige Teile der früher ansonsten eher kurzen und profanen Verrichtung. Welch‘ Anspruchslosigkeit, was für ein schäbiger Wandel! Der Erwerb von Lebensmitteln und sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs hat doch, so sollte man denken, wenig mit Spaß zu tun. Es muß halt gemacht werden. Je schneller man damit fertig ist, umso zügiger kann man sich den wirklich schönen und interessanten Dingen widmen. Irrtum! Überholtes Denken und Handeln!

Was geschieht aber, wenn unsere Wirtschaft einmal etwas weniger brummen sollte und die Kaufkraft der Menschen sinkt. Womit beschäftigen sich dann die Einkaufsgenießer eigentlich den ganzen Tag ohne Geld in unseren Luxusinnenstädten? Na ja, zu ALDI werden sie jedenfalls weiterhin strömen, dort neuerdings die Porzellantrichter bis zum Rand füllen und wie immer die Kontostände der Albrechts zusätzlich und insbesondere wahrscheinlich sogar durch ihren Kaffeekonsum erhöhen. Irgendwo mußte doch der Haken sein! Die von ALDI wissen eben, wie man aus Scheiße Geld macht!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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