wolfsgeheul.eu vom 10.11.2016

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Die seitenfüllende Aufregung um die Trump-Wahl in den Medien ist mir vollkommen fremd. Was erwarten die Entsetzten eigentlich von der Welt und den sie bevölkernden Menschen!?

Zeit, Erich Kästner das Wort zu übergeben:

„Die Entwicklung der Menschheit

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
behaart und mit böser Visage.
Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
in zentralgeheizten Räumen.
Da sitzen sie nun am Telefon.
Und es herrscht noch genau derselbe Ton
wie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.
Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
Die Erde ist ein gebildeter Stern
mit sehr viel Wasserspülung.

Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
Sie jagen und züchten Mikroben.
Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
Sie fliegen steil in den Himmel empor
und bleiben zwei Wochen oben.

Was ihre Verdauung übrigläßt,
das verarbeiten sie zu Watte.
Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
daß Cäsar Plattfüße hatte.

So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
Doch davon mal abgesehen und
bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
noch immer die alten Affen.“

So geht er weiter, der Tanz  um die goldene Kokosnuß, während die Erde sich stoisch dazu dreht und dreht und dreht! Nur der Hühnerhaufen der besorgten Staatsbedenkenträger läuft hysterisch und panisch durcheinander. Damit helfen sie niemandem, im Gegenteil verunsichern sie so die ohnehin bereits Verängstigten zusätzlich. Vom Affen lernen, heißt also siegen lernen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 15.03.2016

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Prinzipientreue kann auch etwas Lustfeindliches haben.

Als ich am vergangenen Sonntag bei strahlendem Wetter auf dem Golfplatz meinen Flight mit einem fröhlich-ironischen „Helau“ begrüßte, weil in meiner Geburtsstadt Düsseldorf der Rosenmontagszug nachgeholt wurde, was in meinen Augen(s. Kolumne vom 08.02.2016) ein Unding war, schaute ich aber zunächst nur in fragende Gesichter, denn keiner hatte dieses Faktum präsent. Nachdem man jedoch realisiert hatte, worum es mir ging, sagte mein Kölner Freund wie aus der Pistole geschossen: „Ist doch schön, dann haben die ja tolles Wetter!“. Meine Einwände insbesondere auch gegen den von Kardinal Woelki erteilten Dispens für Karnevalstreiben in der Fastenzeit wischte er sinngemäß mit der Bemerkung weg: „Das ist mir doch egal. Den hätte ich gar nicht gefragt.“. Weitere Tiraden über unsere ausufernde Freizeitgesellschaft habe ich mir daraufhin tunlichst verkniffen. Mir war die Lust an der Unlust vergangen. Stattdessen war mir schlagartig bewußt geworden, daß man wissen sollte, wann es besser ist, mit seinen Kräften zu haushalten und Fünfe gerade sein zu lassen. Und obwohl ich mich für einen grundweg fröhlichen und lebensbejahenden Menschen halte, keimte in mir die Idee auf, daß häufiges Anstoßnehmen und Schimpfen bei aller Berechtigung und bei allem Spaß‘ an der Freud‘ eventuell doch immer auch einen kleinen Schatten auf der Seele hinterläßt und die Gesamtstimmung trübt, ob man es (wahrhaben) will oder nicht. Eigentlich blödsinnig, in dunkleren Zeiten obendrein noch ohne Not die Vorhänge zuzuziehen! Bei meiner weiteren Betrachtung der Welt, werde ich das Sonnige, sprich mein Wohlbefinden zukünftig vermehrt im Auge behalten. Das Leben könnte so einfach sein, müßte ich mich nicht allenthalben aufregen. Aber, was muß, das muß! Die Kunst liegt wie überall im richtigen Maß!

Zwei kurze, ohne pädagogischen Impetus hingeworfene Statements haben mir also komplett den Wind aus den Segeln genommen, und ich stand in der Flaute entwaffnet da. Gibt es ein größeres Glück, als sich mit anderen, aber insbesondere auch nahen Menschen auszutauschen, um seine eigenen Ansichten zu überprüfen, zu revidieren oder zu (ent)schärfen!? Besser und schneller kann man Klarheit nicht gewinnen. In diesem Falle fühlte ich mich stante pede nämlich eher nicht wie der große, aber unverstandene Zampano mit der fundierten und ausgewogenen Meinung, sondern mehr wie der Depp, der letztlich einfach nur den anderen den Spaß nicht gönnte. Touché! Im ersten Moment kein beglückendes Gefühl und außerdem ist Nicht-Gönnen-Können für Rheinländer eigentlich eine Todsünde! Meine Mutter, der ich die Anekdote im Vorab berichtete, empfahl mir übrigens, ruhig häufiger einmal auf meinen Kumpel zu hören. Welch‘ weiser Rat von einer waschechten Rheinländerin, die sich – der Vollständigkeit halber sei es erwähnt – natürlich den Zug im Fernsehen ohne Bedenken und Vorbehalte angeschaut hat! Stimmt! „Hör op zu schängen, Jung, dat lohnt sisch doch nit!“ hätte meine rheinische Oma wahrscheinlich gesagt. „schängen“ bedeutet übrigens „schimpfen“! Man muß wohl ab und zu nur auf sein Umfeld hören.

Vom Kölner lernen, heißt leben lernen! Danke, lieber Freund!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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