wolfsgeheul.eu vom 14.07.2017

0
3

„Da sind meine fünfunddreißig Milchkühe.“.

Wenn man einen Mann diesen Satz sprechen hört, muß es sich bei ihm keineswegs um einen Bauern handeln, wenngleich man unterstellen darf, daß er sich in landwirtschaftlichen Kategorien nicht wenig auskennt. Denn tatsächlich stammt die Aussage von einem ehemaligen Milcherzeuger, der allerdings dabei nicht voll Stolz auf seine Tiere zeigte, sondern auf seine Angetraute. Die verfügt nämlich als verbeamtete Lehrerin über ein regelmäßiges und sicheres Einkommen, welches offenbar von der Höhe her in etwa dem Ertrag von fünfunddreißig weiblichen Rindern entspricht. Eine feste Größenordnung also, die dem Agrarunternehmer in seinem harten, risikovollen und volatilen Geschäft einen konstanten Kontozufluß garantiert, der ihn weitaus ruhiger schlafen läßt! So sieht ein Erfolgsmodell für eine Ehe aus, die obendrein mit viel größerer Leichtigkeit sich der Produktion nicht nur von Euterfett, sondern auch von Kindern widmen kann.

Unter diesem Aspekt bekommt der aktuelle Lehrermangel eine Konnotation, über die es lohnt, einmal genauer nachzudenken. Attraktive Paukerinnen können sich übrigens gerne bei mir melden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
3

wolfsgeheul.eu vom 09.07.2017

0
0

„Tempel für den Tempranillo“!

So titelte die FAZ vom Donnerstag in ihrem Reiseblatt einen Artikel über neue, futuristische Architekturpretiosen, die in der Region Rioja Alavesa in letzter Zeit auf so manchem Weingut entstanden sind. Man wähnt sich vor irgendeinem der modernen Museumsbauten, die an allen möglichen und unmöglichen Ecken der Welt wie Pilze aus dem Boden schießen.

Wie konnte es zu dieser Entwicklung kommen? Früher zog es die Menschen zu „Ferien auf dem Bauernhof“, weil sie auf der Suche nach der Romantik des Urtümlichen, des Einfachen waren. Erwarten sie heute wirklich, daß sie ein landwirtschaftlicher Erzeuger mit einem spektakulären Bauwerk empfängt? Und könnte beim Kunden nicht auch der Verdacht aufkeimen, daß die Kosten für derartige önologische Festhallen auf den Flaschenpreis des eigentlichen Produktes umgeschlagen werden?

Mir ist noch gut in Erinnerung, wie die Familie Meyer mit einem Kleinkind vor rund fünfundzwanzig Jahren erstmalig bei einem – und bis heute meinem – Erbacher Winzer aufschlug, und ganz unkompliziert zunächst in der Küche empfangen und erst danach in einen wohnzimmerähnlichen Probierraum gebeten wurde. Zugegebenermaßen hat auch er heute einen reduziert aber keineswegs ungemütlich gehaltenen Raum eingerichtet, der sich vollverglast zum kleinen Innenhof  der dreiseitigen, in der Häuserflucht liegenden Hofanlage öffnet. Die Jugend, die mit der Zeit geht, hat eben das Ruder übernommen, und es erscheint mehr als verständlich, daß man seine privaten Räume nicht begangen wissen möchte. Aber das Verhältnis stimmt weiterhin, es ist bescheiden geblieben. Und man vermißt nichts.

Gespannt darf man auf die weitere Entwicklung sein. Geht es konsequent voran, wird einen bald der kleine Eierbauer nicht mehr mit einem Misthaufen in der Mitte des Gehöftes empfangen, sondern mit  ovoiden Verkaufsräumen allerneuesten Schicks, in denen die Hühnerprodukte in mit Brandzeichen versehenen und mit Samt ausgekleideten Holzkästen dargeboten werden. Da zahlt man dann doch gerne einen Euro für sein Frühstücksei, oder!?

Wohl bekomm’s!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0