wolfsgeheul.eu vom 09.10.2015

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Wenn man längere Zeit den Atem anhält, läuft man Gefahr, den eigenen Denkapparat zu schwächen. So habe ich kaum noch bewußt wahrnehmen können, daß das Komitee glücklicherweise diesmal bei Sinnen geblieben ist und den Friedensnobelpreis keiner hierfür komplett ungeeigneten Person verliehen hat. Das freut mich auch deshalb, weil ich sicher bin, daß Mutti, die offenbar fest damit gerechnet und in letzter Minute noch fieberhaft u. a. per TV wider besseres Wissen mit ihren ungeeigneten, aber wohlfeilen Thesen dafür gearbeitet hat, sich darüber ärgert, da sie tatsächlich ernsthaft geglaubt zu haben scheint, diese Auszeichnung verdient zu haben. Das ist die Spitze von Verblendung und Selbstbeweihräucherung Diese Chance kommt gewiss nicht wieder, und das ist gut so. Und eine Frau, die nicht der richtigen Kirche angehört, hat leider auch keine Chance, die Scharte mit einer Selig- oder gar Heiligsprechung auswetzen zu lassen. Wenn in diesem gesamten Politikerhaufen denn wenigsten einer wäre, dem man zutraute, es besser zu können, machte sich freudige Erwartung breit und man feierte das Totenglöcklein über einer verkorksten Ära. So wird man zunehmend unruhiger. Es besteht sogar die Gefahr, daß einem langsam die Worte fehlen, um diese große Schmierenkomödie noch zu kommentieren.

Da eilt meine Lyrik helfend herbei:

Deutschland im Herbst

Nach allen Gipfeln bleibt „muh“,

Alle Zipfel reden Schmu,

Die Kipferl sind zu fett,

Sitzen und rennen net.

Alle Köpfe sind hohl

Und über die Wipfel

Streicht der Kohl.

Die Lämmlein schweigen im Walde,

Wo warten nur Bolde,

die tanzen einen Reigen.

Die Eiche beginnt sich zu neigen.

Der Weltenschreiner tut sein Werk

Und zimmert aus ihr einen Sarg.

Der betrachtet dann in sel’ger Ruh

Den Untergang der blöden Kuh

Und steht bereit, sie aufzunehmen,

Noch liegend sollt‘ se sich was schämen.

Denkst Du an Elend in der Nacht?

Natürlich nicht, da geb‘ ich acht.

Deutschland im Herbst!

Wennst nicht aufpaßt,

Dann sterbst.

 

Heute morgen begegneten mir zwei gepflegte Schuljungen, die sich eifrig unterhielten. Im Vorbeigehen fing ich folgenden interessanten Gesprächsfetzen auf: „Weißt Du, dazu habe ich einfach keine Lust mehr, äh, keinen Bock mehr.“ Anfangs war es mir ein Rätsel, warum er einer elaborierten Rede das umgangssprachliche Synonym folgen ließ. Jetzt erkenne ich den Unterschied. Die Lust auf etwas ist klar und rein, wohingegen die gemeine Wiederholung zusätzlich die Assoziation vom Bock, den man zum Gärtner macht, erweckt. Stimmt, auf Menschen, die mit Lust das Falsche tun, habe ich nämlich keinen Bock mehr.

Gute Nacht und sonniges Wochende!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 01.09.2015

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Wer heutzutage einen Kontoauszug ohne Online-Banking haben möchte, muß ihn in seiner Filiale am Drucker selbst anfordern und von diesem erstellen lassen. Da immer noch nicht wenige diesen Dienst nutzen, kommt es schon einmal zu kleinen Schlangen dort.

Neulich steht während der Geschäftszeit vor mir die Sparkassen-Filialleiterin und der Automat druckt und druckt. Auf meine Bemerkung „Hier druckt die Chefin noch selbst!“ dreht sie sich um und sagt allen Ernstes zu mir: „Nun, irgendwann muß ich das ja auch mal machen!“. Während sie sprach, war der Vorgang beendet und die Karte wurde nebst Auszügen ausgespuckt. Jetzt konnte ich endlich zur Tat schreiten, frohlockte ich. Denkste! Ohne mit der Wimper zu zucken, entnahm sie ihrem Portemonnaie nämlich eine weitere Karte und setzte den den Vorgang für ein zweites Konto erneut in Gang. Ein drittes Mal war offensichtlich nicht vonnöten, und so entbot sie mir rheinisch-fröhlich einen „Guten Tag!“ und entschwand bzw. schlurfte vondannen. Ähnliches kann man auch an Supermarktkassen erleben, wenn Mitarbeiter ihre persönlichen Einkäufe tätigen und in aller Seelenruhe dabei auch noch Dienstliches oder Privates besprechen.

Während aber in dem von mir besuchten Discounter eine chronische Unterbesetzung herrscht und die Angestellten ansonsten für ihren Lohn richtig schuften müssen, kann man diesen Eindruck von der Sparkasse nicht gewinnen. Ständig stehen gutbezahlte Grüppchen beieinander und reden lauthals über ihre Abendpläne oder ähnliches. Hektik herrscht dort nie! Was fährt also in eine massiv unterbeschäftigte Leiterin, während ihrer Arbeitszeit private Bankangelegenheiten zu tätigen und dabei auch noch Kunden aufzuhalten!? Und, schlimmer noch, wie eingefahren müssen die Gleise in dieser offensichtlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme sein, daß sogar vergessen oder gar nicht mehr gewußt wird, wer der König im Hause ist!? Und welche Kinderstube muß man gehabt haben, wenn einem noch nicht einmal der Gedanke kommt, daß ein entschuldigendes Wort das Mindeste wäre, was man dem Kunden in einer solchen Situation, die eigentlich als peinlich empfunden werden müßte, schuldet!?

Dienstleistungswüste Deutschland! Aber man lernt ja! Das nächste Mal werde ich nicht mehr darauf vertrauen, daß die Höflichkeitsreflexe der Filialchefin greifen, sondern zwischen erster und zweiter Karte mit einem bestimmten, keinen Widerspruch duldenden „Sie gestatten doch!?“ notfalls unter sanftem Zurseiteschieben der dicken Dame meine Geschäfte erledigen und mich nicht noch einmal wartend ärgern. Dazu war ich aber beim ersten Erlebnis zu verdutzt. Irgendwie bin ich also doch ein positiv denkender Mensch, der trotz vielfacher Negativerlebnisse immer wieder an das Gute im Menschen zu glauben scheint. Wenn man seine unverbesserlichen Pappenheimer aber kennt, braucht es kein Hoffen und Zuwarten mehr. Und im nächsten Leben werde ich Sparkassenchef. Da hat man endlich seine Ruhe!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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