wolfsgeheul.eu vom 26.11.2017

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Non, je ne regrette rien!

Eine Woche ist nun seit meinem Austritt aus der FDP vergangen, und ich hatte Zeit genug, mir die Reaktionen der anderen zum Sondierungsausstieg der wiederauferstandenen Liberalen anzusehen und eine weitergehende Meinung zu bilden.

Wie nicht anders zu erwarten, versuchen die FAZ, Fleischhauer, Jörges und Konsorten das Desaster schönzureden. Dagegen stehe ich eher auf der Seite der vielgescholtenen Dipl.-Volkswirtin Slomka, die Lindner in einer bewundernswert kompetenten sowie klaren Art und Weise im Heute-Journal regelrecht grillte. Sie hatte doch Recht mit ihrer lapidaren Feststellung, daß man offenbar schlecht verhandelt habe, wenn man sich nach Wochen des Miteinanderredens angeblich auch nicht ansatzweise in den geplanten Vereinbarungen repräsentiert sehe. Genauso richtig war ihr Hinweis, daß eine 11-Prozent-Partei nicht erwarten könne, sich auf ganzer Linie durchzusetzen.

Der ganze Schmarrn mit Umfallerparteivermeidung, dem bösen Trittin, der starren Kanzlerin etc. kann doch letztlich nicht überzeugen. Die Freien Demokraten 2.0 haben es schlicht versäumt, in ihrer Reichstagssedisvakanz sowohl inhaltlich als auch personell das notwendige Format aufzubauen, um auf Bundesebene wieder mit den Profis mitspielen zu können. Sie hatten einen klaren Wählerauftrag zum Regieren und haben sich wie die Pennäler abkochen lassen. Aber anstatt mit sich selbst ins Gericht zu gehen, schieben sie den anderen die Schuld in die Schuhe. Schulhofniveau!

So war es dann am Ende sogar gut und richtig auszuscheren. Denn diese Windelscheißer hätten mit großer Sicherheit keine bessere Figur in der Regierung gemacht, als Westerwelle, Rösler pp.. Die Altliberalen müssen sich im Grabe umdrehen, wenn sie auf ihre Nachkommen sehen. In ihrer jetzigen Verfassung braucht die FDP kein Mensch. Das war regelrecht eine Wählertäuschung.

Traurig bleibt es allerdings. Denn gerade im AfD-Zeitalter bräuchte es ein erkennbar anderes, wirtschaftsliberales und freiheitliches Gesicht in der mittelmäßigen Menge bunter Sozialisten, für die Umverteilung und Überregulierung die höchsten Ziele sind. Insofern muß man weiterhin hoffen, daß die FDP sich wird halten können und vielleicht doch noch zu alter Stärke in neuem Gewande zurückfindet.

Aber nicht mehr mit mir! Für mich war der Abbruch der Gespräche eine unverzeihliche Dummheit. Und à la Habeck sage ich: „Ey, verkackeiern kann ich mich alleine!“.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.10.2017

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„Attraktiv“ steht für „anziehend“ bzw. „anziehungskräftig“.

Läßt man zwei Magneten, die sich fixiert mit entgegengesetzten Polen gegenüberstehen, ihre Freiheit, werden sie unverzüglich und unaufhaltsam mit zunehmder Geschwindigkeit aufeindander zustreben bis sie endlich im Vollkontakt zusammenprallen und fest und unverrückbar miteinander verbunden bleiben. Vice versa stoßen sie sich ab, entfernen sich voneinander und kommen definitiv nicht zueinander. Weitere Varianten gibt es nicht.

Im zwischenmenschlichen Bereich sind die obigen beiden Fälle unproblematisch, da unstreitig Einvernehmlichkeit besteht. Nicht selten wird dort aber die Magnet-Physik  um die Möglichkeit erweitert, daß sich nur eine Seite von der anderen angezogen und die Gegenseite sich eher abgestoßen fühlt oder dem zumindest gleichgültig gegenübersteht. Am Ende wird dann der berühmte Korb gegeben. Bis zum Gewinn dieser finalen Klarheit, braucht es aber immer eine Weile. Der sich angezogen Fühlende wird also eine Zeitlang das eine oder andere unternehmen, um dem Gegenüber in irgendeiner Form Mitteilung darüber zu machen, was es bei ihm auslöst.  Und die andere Seite braucht ebenfalls ein wenig, um zu realisieren, daß hier etwas nicht paßt.

Genau diese Phase, in der eigene Blindheit und/oder unbedachte und dann falsch interpretierte Signale die Hoheit über das Verfahren gewinnen können, birgt Risiken, wenn sich nämlich der Akteur nicht an die Regeln des Anstandes hält und eher als Jäger agiert, der dem Opfer hinterhereilt und zur Zielerreichung auch vor dem Einsatz von verbaler oder tätlicher Gewalt entweder skrupellos oder eher im Eifer des Gefechtes nicht zurückschreckt. Für die Definition der Grenze des Erlaubten und der Schwere eventueller Überschreitungen gelten zum einen allgemeine Vorstellungen der Gesellschaft sowie Gesetze und zum anderen weitere sehr unterschiedliche Faktoren der jeweiligen Wechselwirkungen in der speziellen Situation. Nicht jede ähnliche Übertretung muß daher die gleiche Gewichtung erfahren, weil es immer auch auf die subjektive Sicht der Betroffenen ankommt.

Nüchterner kann man menschliche Interaktion zwischen den Geschlechtern zum Ziele der Vereinigung wohl kaum umreißen. Es läßt aber die Vielfalt der Möglichkeiten unterschiedlicher Auffassungen aufscheinen, was eine sexuelle Belästigung darstellt und was nicht bzw. was traumatisch wirkt und was als eine läßliche Sünde zu werten ist. Es kommt eben wie immer auf den Einzelfall an.

Die anschwellende und fast hysterische Diskussion, die wir gerade erleben dürfen, über dieses Thema verläuft aber in jedem Falle viel zu binär digital und damit leider zu wenig differenziert. Sie trägt also kaum zur Klärung, sondern vielmehr zur allgemeinen Verunsicherung bei.

Und so wage ich die Behauptung, daß die generelle Ächtung sexueller Belästigung jedweder Art – was auch immer das sein mag – in toto dazu führen wird, daß Mann und Frau es zunehmend schwerer haben dürften, überhaupt in die Nähe einer wechselseitigen Anziehung zu gelangen, weil man sich nicht mehr getraut, eventuell geeignete Schritte vor lauter Angst, sie könnten geächtet und verboten sein, aufeinander zuzugehen.

Wer spricht eigentlich von den komplikationslosen oder zumindest schadlos verlaufenden Fällen, die Legion sind!? „Es irrt der Mensch, solang er strebt“! Wenn wir aber das Recht auf Irrtum nicht mehr zulassen, verliert das menschliche Miteinander seine Spielwiese als Grundvoraussetzung, um überhaupt in Gang zu kommen und sich gegebenenfalls erfolgreich zu entwickeln.

Sexuelle Belästigung im Sinne von Gewalt war immer unverzeihlich und strafbar. Ungeschicklichkeit und falsche Einschätzung sollten es aber nicht werden.

Wo bleiben denn da unsere Nachsicht und Leichtigkeit sowie überhaupt die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen und einzubringen?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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