wolfsgeheul.eu vom 02.08.2018

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„Wieviel Bohnen brauchst Du denn für eine Tasse Espresso?“ fragte mich neulich meine 92-jährige Mutter, als ich in gewisser Ungeduld und nur leidlicher Höflichkeit unser Telephonat kurz unterbrochen und die laute Mühle angeworfen hatte. Die Frage schien mir zunächst ziemlich abwegig. Außerdem war ich nicht in der Lage, sie auch nur ansatzweise korrekt zu beantworten. Zwar konnte ich von Gramm, Druck und Durchlaufzeiten in ihrer optimalen Zusammensetzung berichten, aber über die Anzahl der notwendigen Bohnen hatte ich mir noch nie Gedanken gemacht.

„Ich frage nur, weil in unserer dörflichen Nachbarschaft eine Arbeiterfamilie wohnte, in der die Frau auch in der kargen Zeit partout nicht auf ihren Kaffee verzichten konnte, weshalb der Mann bereit war, für sieben Bohnen, die sie wohl für ein Täßchen benötigte, so einiges in die Waagschale zu werfen.“

So ergab es einen Sinn. Meine einfache Briefwaage, die im Orange der Siebziger ansprechend gestaltet jedoch nur eine recht grobe Einteilung in Schritten von zehn Gramm feilhält, sagt mir nun, daß ich von den Espressoböhnchen etwa siebzig Stück für eine gut halbvolle kleine Tasse benötige.

In was für einem Luxus wir doch leben!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 01.04.2018

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Nouvelle Cuisine mit wolfsgeheul!

Letzte Woche habe ich die Spargelsaison entgegen aller Vorbehalte(s. Kolumne vom 06.04.2015) auf drängendes Zuraten meines türkischen Gemüsehändlers eröffnet. Seit das Stangengemüse selbst außerhalb der eigentlich klimatisch determinierten Saison in rauen Mengen produziert wird, gelten alte Regeln nicht mehr, die wir Älteren noch als unverbrüchlich erlernt haben. Zucker ins Spargelwasser! Wo nichts mehr zu Bitterkeit neigt, braucht es auch kein Gegenmittel mehr. So war ich fast froh, daß bei der Premiere ein paar Stangen eine leichte Bitternote aufwiesen. Denn – so sehr ich ihn liebe – der Spargel lebt tatsächlich von seiner Entourage.

Gestern nun trieb mich die Leidenschaft am Experiment. Beim Aufsetzen des Wassers habe ich meine Espressomühle einmal kurz aufheulen lassen und das bißchen Mehl hineingestreut. Eine fast eklige braune Brühe entstand und die Kochphase war von sehr ernsthaften Zweifeln begleitet. Das Ergebnis aber war – von den kleinen Stippen und einer gewöhnungsbedürftig unfrischen Optik abgesehen – verblüffend. Die nur leichte Kaffeenote machte eine gute Figur zum sonst eher geschmacklosen daherkommenden Aphrodisiakum. Koffein soll ja ebenfalls durchaus anregend sein. Das nächste Mal probiere ich es mit einem flüssigen Schuß braunen Glücks!

Beim Kochen kann selten etwas schiefgehen, wenn man der Nase nach geht und gute Produkte verwendet.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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