wolfsgeheul.eu vom 18.01.2016

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Zur Zeit betreibe ich einen Einpersonenhaushalt und wenn ich sehe, was dieser an Müll produziert, dann beginne ich mich nicht nur zu ärgern, sondern mir auch Sorgen über unseren Umgang mit den Ressourcen und damit um unsere Umwelt insgesamt zu machen. Dabei koche ich sogar zuweilen und lebe nicht im klassischen Junggesellenmodus, kaufe also zum Beispiel keine Einmannportionswaren oder Fertiggerichte in großer Zahl. Auch ansonsten hält sich mein Konsum in sehr überschaubaren Grenzen. Aber diese zum Teil doppelte oder gar dreifache Verpackung, die aus keinem hygienischen Gesichtspunkt heraus gerechtfertigt oder sogar notwendig erscheint, führt unvermeidlich zu Volumina, die mich erschrecken. Zugegebenermaßen verursacht meine geliebte und unverzichtbare, aber eben konventionelle Tageszeitung einen nicht unbeträchtlichen Teil davon. Aber bei dem ganzen Rest sehe ich zuwenig Fortschritte, wenn man vorallem bedenkt, daß wir dieses Problem nicht erst seit gestern kennen und angeblich bekämpfen. Was soll der Karton um Waren, die bereits anderweitig aufwändig verpackt sind, wo doch bei Salz oder Nudeln auch die Pappe allein verwendet wird? Warum müssen in Sammelpackungen wie Tee die einzelnen Beutel noch einmal verpackt werden? Etc. etc.! Logistische Gründe lasse ich nicht gelten, denn hier ist eben Kreativität und Intelligenz gefordert, eine Lösung zu finden, wie man nur einmalig umhüllte Waren raumsparend verpackt und sicher speditiert. Daß man aber nun beispielsweise Waschlotion in größeren Beuteln kaufen und in die Spender umfüllen kann, scheint mir zuwenig der Innovation, insbesondere wenn man bedenkt, daß weiterhin niemand gehindert ist, stattdessen immer wieder eine neue, gefüllte Apparatur zu erwerben und die leere dem Gelben Sack zu überantworten.

Das vorbildlichste und funktionierende Verfahren ist und bleibt in meinen Augen die gute alte Mehrwegverpackung bei Getränken, die sich meines Erachtens auf viele andere Bereiche ausdehnen ließe. Warum schmeißen wir denn Öl-, Essig- und Weinflaschen in den Glascontainer? Und worin liegt die Tatsache begründet, daß Flaschen gleichen Inhaltes in signifikanten Größenordnungen unterschiedlich schwer sind? Gerade hatte ich den Vergleich zwischen einem Chianti der besseren Kategorie von Aldi und einem Campania vom Weinladen. Während – abgesehen von unterschiedlichen Höhen, was ebenfalls völlig unnötig ist – die Discounterflasche leer rund 450 Gramm wiegt, bringt es die andere gefühlt – meine Briefwaage endet bei 500 Gramm – auf fast das Doppelte. Was das allein beim Transport zusätzlich an Fracht und Treibstoff kostet! Die Albrechts haben sich darüber offenbar Gedanken gemacht. Von nichts kommt eben auch nichts! Und der Rest der Welt schaut zu!?

Wo ist also Europa, wenn man es einmal braucht? Statt den Krümmungswinkel von Salatgurken vorzuschreiben, sollten lieber für das Gebiet der EU – vielleicht schlösse sich dann nach und nach sogar die Welt an – einheitliche Mehrweggefäße in der Tradition der Bier- und Wasserflaschen auch für Wein, Olivenöl etc. entwickelt und verbindlich verordnet werden, die es in Bezug auf den Rebsaft sogar erlauben würden, den Verkauf auch in Kisten anzubieten. Die Ignoranz des Konsumenten verlangt es leider, daß man das eine oder andere Vernünftige einfach verordnet. Die Korkenqualität und die Etikettierung reichen für eine Individualisierung vollends aus, und den Unterschied sollte doch ohnehin der Inhalt machen und nicht das Gewicht – oft übrigens nur vorgetäuschte Höherwertigkeit – eines besonders geformten Gefäßes.

Mir will nicht in den Kopf, daß die Vernunft nicht auch einmal siegen kann, sei es im Kleinen oder im Großen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 30.09.2015

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Mit großen Erwartungen bin ich vor fast fünf Jahren nach Aachen gezogen. Nirgendwo sonst in Deutschland liegt eine Stadt mit rund 250.000 Einwohnern so nah an zwei europäischen Grenzen, also zu Belgien und den Niederlanden. Die Euregio Maas-Rhein im Dreieck Aachen-Lüttich-Maastricht ist ein Schmelztiegel von Sprachen, Kultur und wissenschaftlicher Exzellenz, außerdem hat sie landschaftlich einiges zu bieten. Welch eine Chance, den europäischen Gedanken in Frieden, Freundschaft und intensivem Miteinander zu pflegen und damit die Grenzen endgültig zu überwinden, ohne dabei die landsmannschaftlichen und regionalen Besonderheiten und Unterschiede aufzugeben, die gerade den Reiz ausmachen.

Allein die Realität ist eine andere. Mein erster Irrtum war, daß ich dachte, der geborene Öcher(Aachener) ab Realschule sei praktisch viersprachig aufgewachsen und beherrsche zu seiner Muttersprache neben Englisch eben auch Französisch und Niederländisch. Weit gefehlt! Wie gut, daß die Limburger fast alle des Deutschen mächtig sind und ein kleiner Teil des anrainenden Belgien sogar deutschsprachig ist. Darüberhinaus wähnte ich mich in einer besonderen Gegend, in der die Grenzen verschwimmen und auf allen Ebenen nicht nur ein reger Gedankenaustausch existiert, sondern eine echte Kooperation zur Verfolgung gemeinsamer Ziele. Auch hier war ich zu optimistisch. Zwar fahren die Deutschen in die nahen Outlet-Center nach Belgien und Holland sowie natürlich auch nach Maastricht, und umgekehrt wird von Belgiern und Limburgern fleißig in Aachen geshopt, sogar in Supermärkten, wenn merkliche Preisunterschiede zum Heimatland locken. Aber bei der überall defizitären Kultur zum Beispiel macht überwiegend jeder seins. Und ansonsten herrscht die normale nachbarschaftliche Konkurrenz um den (zahlenden) Kunden.

Einen traurigen Höhepunkt stellt vorläufig die Entscheidung der RWTH Aachen dar, die romanistische Fakultät abzuwickeln und zu schließen. Wer gute Nachbarschaft mit dem französichsprachigen Belgien will, kann doch direkt hinter der Grenze – wo kann man Französich authentischer lernen!? – nicht damit aufhören, junge Menschen in dieser Sprache auszubilden. Die Entwicklung erinnert an die Diskussionen insbesondere in Baden-Württemberg anfang diesen Jahres wegen der Pläne Frankreichs, den Deutschunterricht an seinen Schulen einzukürzen oder ganz zu streichen. Da war Aufruhr bei uns.

Man muß wohl feststellen, daß es insgesamt mit dem vereinten Europa nicht so weit her ist. Augenfällig wird das gerade wieder auch bei der katastrophalen Uneinigkeit im Zusammenhang mit der durchaus dramatischen Flüchtlingsproblematik. Wenn es aber noch nicht einmal im kleinen funktioniert, wie soll es da bei den großen Fragen besser sein. Am Ende ist es nur ein Bund von traditionsreichen Einzelstaaten, die mehr ihre Partikularinteressen verfolgen, als an einem Strang zu ziehen.

Wenn Europa eine Zukunft haben will und soll, wird kein Weg daran vorbeigehen, ihm mehr Kompetenzen einzuräumen. Und solange gilt es, im kleinen Grenzverkehr mit gutem Beispiel voranzugehen. An mir soll es nicht liegen. Ich fühle mich pudelwohl, feiere Karneval, spiele in Belgien Golf, gehöre einem Maastrichter Lionsclub an, pflege regen Verkehr in beide Nachbarländer, genieße in Liège französisch anmutende Lebensart und lerne langsam aber stetig Niederländisch.

Die Euregio ist nicht tot, aber sie lebt auch nicht richtig. Die Vitalität zu fördern, ist unser aller Auftrag, im Interesse eines starken Europa und einer sicheren Zukunft.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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