wolfsgeheul.eu vom 19.05.2015

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In die deutsche Parteienlandschaft ist wieder Bewegung gekommen.

Erfreulich ist, daß die AfD es offenbar schafft, sich durch interne Animositäten und Richtungsstreitigkeiten in der Führungscrew selbst zu richten. Diesen unerträglich spießigen und besserwisserischen Professorenwiderling Lucke nicht mehr jeden Tag sehen zu müssen, wird eine wahre Freude sein. Daß die dumme Petry, der tumbe Höcke, der ewiggestrige Gauland und der leider offenbar altersverwirrte Henkel zurück auf Hundeplatz müssen, ist nicht nur kein Verlust, sondern eine Wohltat. Auch wenn es zu einer Vereinigung der Nazi-AfDler mit der Pegida käme, bin ich zuversichtlich, daß das erneut nur ein Strohfeuer entfachte, welches das Siechtum zwar verlängern aber nicht aufhalten würde. Bei dem Ganzen ist noch der Wunsch der Vater des Gedankens. Es gilt also, weiterhin Daumen zu drücken, die Bewegung mit politischen Argumenten zu bekämpfen und die Parteigänger zurück in die bürgerliche Mitte zu holen.

Menschen wieder für die aktive Teilnahme an der Demokratie – im mindesten in Form der Abkehr von der Wahlmüdigkeit und Rückkehr zur Wahlurne – zu gewinnen, halte ich für das Kernziel der nahen Zukunft, um nicht dem unkonstruktiven und enorm störenden Mob der Unzufriedenen die Straße zu überlassen. Das es nicht einfach wird, Polikverdrossene zu überzeugen, daß sie ihre Resignation am besten durch aktive Teilhabe am politischen Prozeß überwinden können, liegt dabei auf der Hand. Es ist der Versuch, die Menschen mit dem zu heilen, was sie krank gemacht hat. Die Politik muß sich also ändern und wieder kompetenter und wahrhaftiger werden.

Wenig hilfreich sind in diesem Zusammenhange auch die Querelen in der Großen Koalition im Bund. Daß die Union in der NSA-Affäre mauert, ist genausowenig in Ordnung wie die dämlichen Angriffe der SPD auf die Kanzlerin. Staatsmännische Gelassenheit, Loyalität und Ehrlichkeit sind jetzt gefordert, jede weitere ausweichende Antwort oder sogar Lüge, wäre Wasser auf die Mühlen der „Lügenpresse“-Brüllaffen und stellte selbst die dem Staate wohlgesonnenen auf eine harte Probe. Und die SPD möge begreifen, daß das kein Thema ist, um Boden auf die Union gutzumachen, insbesondere deshalb nicht, weil sie zur Zeit staatstragend ist und nicht mehr Opposition. Vielmehr muß es ihr gelingen, die Genossen wieder zurückzuholen, die zur Partei „Die Linke“ abgewandert sind, will sie zu alter Stärke zurückfinden. Steinmeier gibt die Linie dankenswerterweise vor; hoffentlich gelingt es ihm, seinen etwas dümmlichen und vorlauten Kollegen Gabriel und die Herde dahinter wieder einzufangen.

Zum Schluß noch ein Wort zur FDP! Zugegeben haben mich die Wahlergebnisse in Bremen und Hamburg überrascht und natürlich auch erfreut. Wenn am Tag nach der Bremenwahl aber die Online-Satire-Zeitung „Der Postillon“ titelt „Die FDP tauscht gesamtes Spitzenpersonal gegen attraktive Frauen aus“, dann ruft das nicht nur schallendes Gelächter hervor, sondern trifft auch das Kernproblem. Es ist nämlich nicht nur satirisch gut, vielmehr ist es leider allzu wahr. Die sachliche Oberflächkeit des Themenkuchens der ums zweite Leben kämpfenden FDP wird nur unzureichend mit glänzenden, blutroten Kirschen verziert und kaschiert. Das trägt nicht. Und der gerade zu Ende gegangene Bundesparteitag, der übrigens, als gäbe es nichts wichtigeres, das abgewirtschaftete Thema „Homosexualität“ neben anderen durch das Thema „Cannabis-Freigabe“ ersetzt, ist auch kein richtiger Lichtblick. Schon das Motto „German Mut“ setzt in meinen Augen die Fehler von Bremen fort. Zuvörderst braucht die FDP und brauchen wir nicht Mut, sondern Verstand, um die drängenden Probleme zu lösen. Daß es bei der Umsetzung guter und notwendiger Reformkonzepte dann auch Mut braucht, ist selbstverständlich. Besser als Motto gewesen wäre also „German Intelligence“, das sich aber nur dann auch mit Leben füllen läßt, wenn man dafür die richtigen Köpfe an die Spitze setzt und in die Partei auf jede ihrer Ebenen zieht. Die FDP muß sich wieder darauf besinnen, daß sie eine solide Basis nur bei den Intellektuellen und – seien wir doch ehrlich – Besserverdienenden rekrutieren kann; Liberalität muß man sich nämlich auch leisten können. Dieses Konzept war jahrzehntelang erfolgreich und reichte immer für das Überspringen der Fünfprozenthürde. Alles andere ist Wolkenkuckucksheim und hat mit der Möllemann-Westerwelle-Initiative „18%“ der FDP zumindest vorübergehend den Kopf gekostet. Den Fehler zu wiederholen wäre geradezu idiotisch. Eine Volkspartei wird die FDP nie, aber als liberales Gewissen und Verfechter der Freiheit könnte sie sowohl in der Opposition als auch in Regierungsbeteiligung an alte Erfolge anknüpfend noch vieles Gute bewirken. Glück auf!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 06.05.2015

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Der Wahlkampf im Stadtstaat Bremen findet weitestgehend unter Ausschluß der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit statt. Gleichwohl läßt er, ob zweier skurriler Blüten, die er treibt, aufhorchen.

Die Spitzenkanditatin der CDU für die Bremer Bürgerschaft heißt Elisabeth Motschmann. Sie ist Bundestagsabgeordnete, Jahrgang 52 – also eigentlich auch zu alt -, eine geborene Baronesse von Düsterlohe mit Kindern und Enkelkindern zusammen mit ihrem Ehemann, einem evangelischen Theologen. In einem heutigen Artikel der FAZ wird sie übrigens auch als Theologin bezeichnet, obwohl sie selbst in allen verfügbaren Lebensläufen nur drei Jahre Studium  und keinen konkreten Abschluß – nach sechs Semestern auch eher unwahrscheinlich – angibt, was beiläufig zeigt, wie schnell man, auch ohne zu plagiieren, Akademiker werden kann, was aber ein anderes Thema ist. Bisher war sie von ihrem äußeren Erscheinungsbild – wie meine Tochter sagen würde – eine klassische „Perlen-Paula“ altersgerecht mit Tüchlein, Janker und Kostümchen. Im Wahlkampf nun tritt diese CDU-Omi auf wie eine Autonome mit Kapuzen-Sweatshirt, jeansartiger enger Hose und grellfarbenen Turnschuhen(s. Bild auf Seite 4 der heutigen FAZ). Als wäre das noch nicht verstörend genug, ziert das Shirt vorne ihr altes, etwas stilisiertes Janker-Brustbild mutmaßlich in schwarzweiß und hinten die Aufschrift „#motschimachts“. Ja, was heißt das denn!? Kündigt Frau Motschmann damit einen baldigen Anschlag auf die neue EZB-Zentrale in Frankfurt an? Oder verkörpert der Schriftzug lediglich die Einlösung einer Spaßwette mit ihren Kindern, die gewettet hatten „Diese Peinlichkeit traust Du dich niemals, Mutti!“? Und was soll der ältere Wähler davon halten? Der könnte die mysteriöse Aufschrift mit dem krytischen Zeichen vielleicht sogar für einen Aufruf halten, Frau Motschmann zu Brei – man muß es nur bayerisch lesen – zu schlagen oder sie sogar an der nächsten Laterne aufzuknüpfen. Und die Jungen fühlen sich wahrscheinlich von solch verlogenem Mummenschanz nur verhöhnt. Kompetenz für die Berechtigung zum Einzug in das hanseatische Parlament jedenfalls wird aber wohl hinter dieser lächerlichen Maskerade niemand vermuten. Wenn Authentizität noch etwas zählt in unserer Gesellschaft, liegt man sicher nicht falsch, wenn man der CDU – die es in der SPD-Hochburg doch ohnehin schwer hat, wenn man es nicht als aussichtslos ansieht – eine krachende Niederlage voraussagt. Vielleicht will Frau Motschmann uns aber auch nur zeigen, daß das ganze eh sinnlos ist, weshalb man es auch nicht ernst zu nehmen braucht, was schlicht eine Respektlosigkeit und Unverschämtheit wäre. Und ganz nebenbei: Vor Jahren hat Frau Motschmann – die geborene Feministin, so wie es bei CDU-Damen Tradition ist – gefordert, endlich weibliche Teilnehmer zur altehrwürdigen jährlichen Schaffermahlzeit zuzulassen. Da rufe ich ihr zu: „So kommste da nie rein, Mädchen!“ Aber das weiß sie auch und würde im Falle des Falles sofort ihr altes, eingemottetes Outfit aus dem Schrank holen. Was für ein verlogener Dreck!

Die FDP macht es kaum besser. Grundsätzlich ist die Kandidatin Lencke Steiner nicht zu beanstanden. In Bremen in einer Kaufmannsfamilie zur Welt gekommen, jung, studiert, propper und auf dem Weg in die Übernahme des mittelständischen elterlichen Unternehmens. Das paßt doch! Und da kommt ihre Partei auf das idiotische, vollkommen inhaltsleere und zu allem Überfluß nicht hochsprachliche Motto „Bremen rocken“ respektive mit dem unvermeidbaren Hashtag „#dasdingrocken“. Diese mutmaßlich sehr konservativ großgewordene junge Dame mit nämlichem Äußeren jedenfalls vermutet man dahinter genausowenig wie Wirtschaftskompetenz und intellektuelle Liberalität. Hat denn Frau Steiner keinen eigenen Willen und nicht die Kraft, dem Wahlkampf mit ihr als Spitzenkandidatin einen eigenen, bodenständigen, traditionsbewußten, glaubwürdigen und inhaltlichen Stempel aufzudrücken!? Und, lieber Herr Lindner, so schafft man ein solides, seriöses und wünschenswertes Wiedererstarken der alten FDP – die Betonung liegt auf „alten“ – nicht, selbst wenn, wie man in Hamburg an Frau Suding gesehen hat, es für ein kurzfristiges Zwischenhoch reichen sollte. Eine vertane Chance!

Die Frage, die sich letztlich stellt, ist die, ob die Parteien sich nur ihren geistig schwachen Wählern anpassen oder selbst inzwischen auf diesem Niveau angelangt sind?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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