wolfsgeheul.eu vom 13.01.2016

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Es ist schon teilweise grotesk, wer sich zur Causa „Köln“ zu Wort meldet. Zum Beispiel das sonnengegerbte siebzigjährige aufgeputzte Dörrobst, bekannt unter dem Namen Uschi Glas, die offenbar glaubt, immer noch die süße Apanatschi und deshalb ebenfalls gefährdet zu sein! Der Bunten sagt sie mutig „Auf keinen Fall müssen sich Frauen jetzt anders verhalten.“. Das stimmt, wenn sie damit Frauen ihrer Kategorie meint. Nur, was sollen die anderen Frauen jetzt tun? Und zur Frage, ob man hätte Silvester zum Domplatz gehen sollen, stellt sie die Gegenfrage „Was sollte daran falsch sein?“ und ergänzt, daß „Unsere Werte“ unverhandelbar seien. Welche Werte sind denn da gemeint? In der Umgebung eines Bahnhofes geht es diesbezüglich  häufig um den Preis einer sexuellen Dienstleistung. Gut, Frau Glas, ich habe verstanden, daß sie mit Fixpreisen arbeiten, gewähre ihnen aber umgekehrt weiterhin gerne Rabatt auf ihre Geistesleistung.

Ansonsten geht es entsprechend meiner gestern geäußerten Hoffnung konstruktiv voran. Wer hätte gedacht, daß die CSU einmal über die regelmäßige Mehrheitssicherung für die Union hinaus so wertvoll für die Bundesrepublik werden könnte!? Sie legt ein Gutachten des Ex-Verfassungsrichters Udo Di Fabio vor, das sich für die dringende Sicherung unserer Außengrenzen ausspricht. Ohne den ansonsten eher zweifelhaften Horst Seehofer hätte Frau Dr. Merkel kaum einen ernstzunehmenden Gegenspieler im bürgerlichen Lager. Es besteht also guter Grund, weiterhin optimistisch zu bleiben.

Einen interessanten Aspekt zum Thema Köln addiert heute Andreas Rossmann im Feuilleton der FAZ, der der Frage nachgeht, warum gerade der Bahnhofsvorplatz von den Tätern zum Schauplatz gewählt wurde. Er verweist auf die kulissengebende Kathedrale und beschreibt, daß die Menge unter Gejohle vorsätzlich und gezielt ihre Böller in Richtung Dom geworfen habe, die dort gegen Mauern und Fenster flogen und detonierten. Der Lärm sei so enorm gewesen, daß man im Gotteshaus sein eigenes Wort kaum verstehen, geschweige denn der Messe folgen konnte und selbst drinnen eine durchaus beängstigende Atmosphäre geherrscht habe. Es liegt also nahe, daß der Mob auch seine Verachtung für das Christentum damit zum Ausdruck bringen wollte, was die Vorfälle in eine weitere Dimension höbe. Kirchen gehören im Rahmen der Freiheit der Religionsausübung vom Staat geschützt, so wie dies für viele Synagogen schon seit längerem wieder trauriger Alltag ist. Ein tätlicherAngriff auf gläubige Menschen ist richtigerweise nicht im Ansatz hinnehmbar. Wie konnte man in diesem Falle also nur zuschauen!? Dieses Mal war es noch überraschend und offenbar weder für die Geheimdienste noch für die Polizei vorhersehbar. So etwas darf in Deutschland aber jedenfalls nie wieder vorkommen, nicht vor Moscheen, nicht vor Synagogen und nicht vor Kirchen.

Noch ein letztes Wort zur Firma Lego! Da hatte ich sie in meiner Kolumne vom 27.10.2015 noch gelobt, daß sie ihrem Grundsatz, keine politischen Arbeiten zu unterstützen, treu geblieben war und den Großauftrag von Herrn Ai Weiwei für dessen neues Kunstprojekt nicht angenommen hat, und jetzt das! Die Firma teilt mit, daß man die Richtlinien geändert habe und zukünftig bereit sei, auch für solche Zwecke zu liefern. Unterstellt, der Grund für das Umschwenken oder besser Einknicken war der Shitstorm und es steckt keine Profitgier dahinter, handelt es sich hierbei um ein trauriges Ereignis. Denn was war an der Selbstverpflichtung falsch!? Wenn zunehmend jeder aber beim ersten starken Wind in Form eines Entrüstungssturmes einlenkt, dann steht der Totalausverkauf von Werten, welcher Art und Güte auch immer, offenbar leider kurz bevor. Wir brauchen jedoch gerade in diesen schwierigen Zeiten Standhaftigkeit, insbesondere auch in Richtung derer, die glauben, bei uns herrsche ohnehin bereits jetzt Sodom und Gomorrha und wir seien insgesamt nicht ernst zu nehmen. Da besteht nämlich durchaus ein Zusammenhang, liebe Firma Lego. Im Moment werde ich darauf mit Konsumverweigerung für die dänischen Bauklötzchen reagieren, muß aber jetzt schon ankündigen, daß ich diese sofort wieder aufgeben werde, sollten einmal Enkel zu beschenken sein.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 10.01.2016

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Immer wieder spricht die westliche Welt davon, wie sie die restliche retten will, und gleichzeitig scheint sie wild entschlossen, keine noch so idiotische Fehlentwicklung auszulassen und damit skrupellos dem Ganzen zu schaden.

Jeder Kenner weiß, daß der beste Kaffee immer noch der von Hand aufgebrühte ist. Auch wenn ich profaner Beutelbenutzer bin, glaube ich, daß Nämliches auch für den Tee gilt. Eigentlich bräuchte man also nicht mehr als Bohnen, Mühle, Porzellanfilter, Papiertüten, Tee-Ei, gegebenenfalls Termoskanne und einen Wasserkessel- oder kocher. Stattdessen fertigen wir zum Teil riesige Maschinen, deren Gebräue allesamt nicht überzeugen können. Nur für die Herstellung eines Espressos kann – und muß es als Liebhaber der kleinen schwarzen Crema-Göttin auch – ich den Einsatz von Siebträgermaschinen nachvollziehen, da keine andere Brühmethode – habe alles ausprobiert – zu einem vergleichbar guten Ergebnis führt. Die entsprechenden Maschinen sind auch optimal für den heute so beliebten Latte Macchiato geeignet, da sie gleichfalls den hierzu notwendigen Dampf zu erzeugen vermögen. Für jede andere Kaffeespezialität aber sind elektrische Apparate eigentlich überflüssig und gelangen obendrein sogar zu eher schlechteren bis zu völlig unzureichenden Resultaten.

Vollkommen obsolet sind die billigen Kaffekapselmaschinen. Ob die Döschen nun aus Aluminium oder Plastik gefertigt sind, sie kosten in der Herstellung Energie und Ressourcen und haben einen gigantischen Müllberg zur Folge. Zusätzlich füllen sie die Taschen der Produzenten in einer so gigantischen Weise, daß die wundersame Brotvermehrung sich dagegen als kläglicher Kindertrick ausmacht. Bei aller beschworenen Freiheit gehörten diese Dinger genau wie – ich kann es nicht lassen – die SUV’s also eigentlich verboten. Da sich Verbieten aber bei uns grundsätzlich verbietet, bräuchte es entweder verantwortungsvolle Unternehmer – das können wir leider überwiegend vergessen – oder mündige und einsichtige Verbraucher, was leider ebenso illusorisch erscheint, so daß ein Verbot doch als ultima ratio in Betracht zu ziehen wäre.

Da ein Fluch aber selten allein kommt, gibt es jetzt auch noch Kapselmaschinen für Tee. Die Firma Tee-Kanne zum Beispiel möchte offenbar ebenfalls ihre Gewinnmargen exponentiell steigern und bietet sowohl den entsprechenden Apparat als – viel wichtiger für das große Abkassieren – auch die passenden Dosen an. Das ist zwar nicht schändlicher als die Kaffeependants, aber muß denn jeder die verantwortungslosen Fehler der anderen wiederholen!? Und wo bleibt die Kreativität, nach anderen Lösungen zu suchen. Schon der Teebeutel dürfte eine von uns gar nicht mehr realisierte Lizenz zum Gelddrucken sein und unglaubliche Gewinnmargen generieren, ist er doch der Vorläufer der Kapselportionierung. Reicht das nicht? Könnte man denn nicht statt des Nacheiferns versuchen, unter Hinweis auf die bessere Ökobilanz den Kaffeetrinker zum Tee abzuwerben. Der Verbraucher ist doch teilweise für überzeugende Argumentationen auf diesem Gebiet empfänglich.

Aber statt auf Nachhaltigkeit zu setzen, wird die Verschwendungsspirale weiter angeheitzt. Der Verbraucher ist ja abgehärtet. Während Kühlschränke und Fernseher früher fast ewig halten konnten, akzeptiert er heute viel kürzere Lebenszyklen und stört sich noch nicht einmal an dem begründeten Verdacht, daß die Hersteller die Haltbarkeit ihrer Geräte sogar bewußt beschränken, was im höchsten Maße verwerflich wäre, wenn es stimmen sollte.

Freiheit ist zwar ein hohes Gut, aber nicht immer gut. Denn Gewissenlosigkeit und Blödheit können sich gleichfalls in ihr frei entfalten. Wenn wir etwas ändern wollen, gehört vieles auf den Prüfstand. Helfen könnte es, den Menschen klar zu machen, wie unfrei sie tatsächlich sind, wenn sie sich freiwillig zu Sklaven der Geschäftemacher und des Konsums machen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Das Original des Tagore-Spruches, den ich in der letzten Kolumne verwandt bzw. -hunzt habe, hängt übrigens nicht nur wenig beachtet seit Studententagen über meinem Bett, weil meine Mutter ihn gut findet und mir damals dediziert hat, sondern stand neulich auch in der Familien-Todesanzeige für Rolf Bossi, weswegen er mir wieder besonders präsent war, weil ich gedacht habe, daß er für einen Strafverteidiger, der mutmaßlich überwiegend von Wahl- und nicht von Pflichtverteidigungen gut gelebt hat, eigentlich eher unpassend ist.

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