wolfsgeheul.eu vom 06.06.2017

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IS‘ nich‘ nur doof!

Einmischungen in die inneren Angelegenheiten mag kein Staat auf dieser Erde. Und Terror ist die schlimmste Art, sich ungefragt einzumischen. Die menschenverachtenden Taten des radikalen Islam sind daher verabscheuungswürdig und mit nichts zu entschuldigen.

Könnte man aber nicht trotzdem aus ihnen etwas lernen? Sind Terroristen wirklich nur religiös verblendete Unmenschen?

Die Angriffe zielen auf den vorgeblich verlotterten Lebenswandel freier westlicher Kulturen und ihren tatsächlich jedes Maß verloren zu haben scheinenden Dauerfeiermodus. Auch wenn es mir widerstrebt, aber diesbezüglich hat der IS verdammt nochmal recht. Die großen Industrienationen leben fürstlich auf Kosten der kleinen und/oder armen Völker dieser Erde und wie zum Hohn grölen sie ihre gute Laune auch noch täglich hinaus in die Welt. Wenn aber einige nur buckeln und die anderen beständig ausgelassen tanzen, kann man wohl getrost von einer Schieflage oder besser von einer himmelschreienden Ungerechtigkeit sprechen. Diese zu beseitigen, ist die vornehmste Aufgabe der Reichen, und eine freiwillige Selbstbeschränkung wäre ein positiv versöhnliches Signal in Ansehung der Tatsache, daß wir alle im selben Boot sitzen und die Pflicht haben, aufeinander Acht zu geben und Rücksicht zu nehmen. Wenn wir also den nicht nur unberechtigten Haß auf uns eindämmen wollen, müssen wir mehr Solidarität auch und gerade in Form freiwilligen Verzichtes zeigen.

„Eine erfolgreiche Industrienation, das heißt eine Nation mit Zukunft, läßt sich nicht als kollektiver Freizeitpark organisieren.“

Diesen genauso klug visionären wie mutig unpopulären Satz sprach Helmut Kohl in seiner Regierungserklärung im Oktober des Jahres 1993. Er wurde dafür zu Unrecht verspottet und kritisiert. Und die in der Botschaft verpackte Warnung, es im eigenen Interesse nicht zu übertreiben, wurde allseits fröhlich in den Wind geschlagen. Die Entwicklung im letzten Vierteljahrhundert zeigt das in erschreckender Deutlichkeit. Unsere Probleme sind daher nicht unwesentlich hausgemacht.

Deswegen ist das trotzige „Jetzt erst recht“ nicht immer die richtige Strategie zur Eindämmung des Terrors. Natürlich wollen wir uns unser Leben nicht von außen vorschreiben lassen, schon gar nicht von radikalen Unrechtsregimen wie dem IS. Wenn aber Kritik nicht vollkommen unberechtigt ist, ändern kluge und überlegene Gesellschaften etwas.

Die falscheste Reaktion ist demnach ein „Weiter so!“ mit einer lapidaren Abwiegelungsfloskel wie

„IS‘ scho‘ recht!“.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 08.08.2016

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Mea culpa!

Mir ist bekannt, daß ich nicht selten ein altes Lästermaul bin, so manches Mal auch ungerecht sein kann und gelegentlich über das Ziel hinausschieße. Aber aus purer Zurückhaltung ergibt sich nun einmal überwiegend keine intellektuelle Konfrontation, die alle Beteiligten zum Nachdenken anregt und zwingt, ihren Geist besonders anzustrengen und ihre Argumente zu wägen und anzuspitzen. Auch ist mir bewußt, daß ich beiweiten nicht fehlerfrei bin und mir sich häufig zum Teil nicht unbeträchtliche, mir regelmäßig peinliche Wissenslücken offenbaren. Glücklicherweise jedoch gibt es immer jemanden, der es besser weiß, und so heißt es lernen, lernen und nochmals lernen.

Wenn man anderen also Fehler vorwirft, kann es durchaus sein, daß man selbst im Glashaus sitzt. Übte man sich wegen dieses Risikos aber ständig in Zurückhaltung, käme nichts in Bewegung.

Und somit, liebe FAZ, was ist denn in dich gefahren!? Als ewiger Zeitungsvonhintenleser werfe ich gleichwohl zuvörderst im eingeklappten Zustand einen Blick – auch wegen des Titelphotos – auf den oberen Teil der Hauptseite. Und da steht heute folgende kleinere Überschrift: „IS bezichtigt sich des Angriffs auf Polizei in Belgien“. Man liest einmal, man liest zweimal und denkt, hier stimmt doch etwas nicht. Nach Rückversicherung in meiner Wörterbibel, dem Wahrig, weiß ich, daß ich recht habe. „Bezichtigen“ existiert(e) nicht in der Form eines reflexiven Verbs. Es wird „jemand“ bezichtigt, etwas getan zu haben, aber dieser jemand ist man niemals selbst. Es macht doch keinen Sinn, sein eigener Ankläger und Richter zu sein, weil man sich – vom Suizid einmal abgesehen – auch nicht selbst verfolgen und richten kann. Zur Anklage bedarf es zum einen gesellschaftlicher bzw. staatlicher Setzungen und eines Außenstehenden, der sich unter Bezugnahme auf diese aufschwingt, dem anderen einen Vorwurf hinsichtlich seines Tuns oder Unterlassens zu machen und gegebenenfalls deswegen zu verurteilen.  Der Betroffene hat im Verfahren die Wahl, sich entweder zu verteidigen oder sich schuldig zu bekennen. Wer demnach einräumen und zugeben möchte, Verantwortung für etwas zu tragen, der bedient sich des Mittels des Sichbekennens zu seiner Schuld und überläßt dann die endgültige Beurteilung einer unabhängigen dritten Person. Man braucht sich auch nicht zu beschuldigen bzw. kann es begrifflich gar nicht – ob die Beschuldigung übrigens nur Vermutung oder gemeinte Gewißheit ist, spielt keine Rolle, da Tat und Schuld so oder so erst bewiesen werden müssen, um die Schuld sühnen zu können -, denn man weiß es ja besser als alle anderen, wenn man dabei war und schuldhaft gehandelt hat. In der Situation kann man die Schuldfrage selbst beantworten. So war es, und so sollte es immer bleiben. Zur Verdeutlichung, warum exakte Sprachnutzung und -differenzierung hier äußerst wichtig ist, denke man beispielsweise nur an falsche Geständnisse, die ansonsten niemals entlarvt werden würden. Als jemand, der sich hartnäckig der Rechtschreibreform widersetzt – auf T-Online dürfen wir heute die mit „Die Rechtschreibreform hat ihr Ziel verfehlt“ übertitelte AFP-Meldung mit der Subunterschrift „Fehlerquote an Schulen steigt“ lesen, die zwanzig Jahre nach Einführung das ganze Ausmaß des Desasters zeigt -, ignoriere ich bewußt, daß Duden-Online auch die reflexive Nutzung beispielhaft aufführt und ihr damit offenbar seinen zweifelhaften Segen erteilt.

Hiermit bezichtige ich die FAZ, durch ihre schleichende Anpassung an die kollektive Dummheit Mitschuld an der weitergehenden Verblödung zu tragen, und ich bekenne, daß ich von der ehemaligen Vorzeigezeitung als Fels in der Brandung maßlos enttäuscht bin.

Wie konnte es nur zu diesem dramatischen Niveauverlust unserer Sprache kommen!? Unsere ganze Kommunikation und Interaktion leidet darunter. Als wäre es nicht ohnehin schon schwer genug, sich miteinander zu verständigen, da wir zu oft deshalb aneinander vorbeireden, weil wir es verabsäumen, uns zunächst und da wo nötig über die verwendeten Begrifflichkeiten und deren jeweilige Definition oder Bedeutung zu einigen, gerät jetzt auch noch unsere Sprache in das Fahrwasser der Beliebigkeit und verflacht derartig, daß mit vielen Menschen eine differenzierte Auseinandersetzung gar nicht mehr möglich ist. Die zahlreichen, oftmals gravierenden Folgen in allen Lebensbereichen, sind unermeßlich, und es steht zu befürchten, daß wir uns hier leider auf einem Weg ohne Wendemöglichkeit bewegen. Wer seine Sprache tötet, kann sich nicht mehr verständigen, und eine Gesellschaft, die sich nicht mehr verständigen kann, versinkt im Chaos. Und der Blick auf die bittere Realität gibt mir bedauerlicherweise recht. Wenn das kein Grund zur Besorgnis ist!? In diesem Sinne wünsche ich eine unruhige

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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