wolfsgeheul.eu vom 23.01.2018

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Als Jahrhundertereignisse noch solche waren.

Die heutige Jugend – diese Behauptung wage ich – wird sich in neuneunddreißig Jahren nicht an den Namen Thomas Dreßen erinnern. Wahrscheinlicher ist sogar, daß bereits heute kaum ein junger Mensch mitbekommen hat, daß mit diesem Gladiator der Neuzeit nach fast vier Jahrzehnten endlich wieder einmal ein Deutscher die legendäre Ski-Abfahrt auf der Streif in Kitzbühel gewonnen hat. Eine Sensation, wenn auch mit etwas Wetterglück!

Menschen meines Alters hingegen dürften sofort mit dem Namen des damaligen Hahnenkamm-Gewinners Sepp Ferstl aktuell genauso etwas anzufangen wissen wie mit den Neureuthers und Wasmeiers. Zur damaligen Zeit aber liefen auch nicht soviele Top-Events parallel oder man hat eben nicht alles mitbekommen. Man interessierte sich aber auch gezielter und lediglich die besonderen Spitzen fielen fast jedem ins Auge. Wer kriegt eigentlich noch mit, daß gleichzeitig eine Handball-Europameisterschaft, die Australian Open etc. stattfinden und Winter-Olympiade sowie Fußball-WM bevorstehen!? Vom Brexit, der Syrienkrise, der deutschen oder italienischen Regierungsbildung etc. ganz zu schweigen!

Wir leben also – nicht nur das Klima betreffend – in einer extrem aufgeheizten Welt, die so unendlich viele Reize bereithält, daß das einzelne Glanzlicht im Blitzgewitter der anderen unterzugehen droht. Ein solches Bombardement hat seinen Grenznutzen längst erreicht und läßt die Menschen eher gleichgültig zurück. Das erscheint extrem ungesund und stellt einen massiven Angriff auf unsere emotionale Intelligenz dar. Wenn man dann noch betrachtet, daß der Durchschnittsbürger zusätzlich von einer privaten Vergnügung in die nächste stolpert und augenscheinlich nicht bereit ist, etwas auszulassen, ahnt man, wie oberflächlich unsere Welt geworden ist.

Insofern gebührt Helene Fischer die Ehre, es auf den Punkt gebracht zu haben. „Atemlos“!

Also, endlich einmal tief durchatmen und innehalten, sollte die Devise sein. Etwas auslassen schärft nämlich die Sinne. Aber das scheint kaum noch gewollt. Der nächste Hit der deutschen Schlager-Diva sollte wohl „Besinnunglos“ heißen!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.01.2017

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Von Friedrich von Logau(1605 – 1655) stammt folgendes Gedicht:

„Fröhlicher Tod

Es ist ein fröhlich Ding um aller Menschen Sterben:
Es freuen sich darauf die gerne reichen Erben –
Die Priester freuen sich, das Opfer zu genießen –
die Würmer freuen sich an einem guten Bissen –
die Engel freuen sich, die Seelen heimzuführen –
der Teufel freuet sich, im Fall sie ihm gebühren.“

Dem Tod eine fröhliche Seite abzugewinnen, ist nicht illegitim. Es mindert das Leid nicht, dem Sterben mit Leichenbittermiene zu begegnen. Im Gegenteil hilft eine gewisse Grundfröhlichkeit, dem Leben auch im Schlechten die guten Seiten abzutrotzen.

Und was darf Satire? Alles – bis zur Grenze des Strafrechtes!

Aber alles Satirische sollte eine zusätzliche Kategorie umfassen. Den Humor! Ob sie ein gelöstes, befreites, herzliches Lachen auslöst oder ein entsetztes, verklemmtes, (un)heimliches, spielt dabei keine Rolle, beides stellt eine hohe Kunst dar. Wenn aber eine Karikatur zum Beispiel noch nicht einmal ein Schmunzeln verursacht und einen lediglich fassunglos zurückläßt, erfüllt sie die Kriterien nicht, sie ist nicht satirisch, sondern schlicht geschmacklos.

Genau in diesen unkünstlerischen Niederungen bewegen sich die grundsätzlich eher gelangweilten, weil allgemein so wirkungslosen Satiriker immer wieder. Es sind Fehltritte aus erfolgloser Sinnsuche, Abgestumpftheit, Reizüberflutung, Isoliertheit und Übereifer oder einfach nur aus Alkoholismus und Drogenkonsum.

Die Macher von Charlie Hebdo haben sich aktuell mit einer unangemessenen Zeichnung hervorgetan, in der sie die Opfer der durch ein Erdbeben ausgelösten Lawine in Italien verhöhnen. Selbst wenn man darin eine berechtigte Relativierung von Leid sieht, weil alltäglich überall auf der Welt vergleichbare Katastrophen geschehen und deshalb das gesamtheitliche Bedauern unmöglich ist, so daß am Ende die größere Nähe und Betroffenheit zählen und entscheiden, welchem Elend wir unsere Aufmerksamkeit schenken, reicht diese Aussage nicht aus, um auf den Toten und ihren Hinterbliebenen dumpf herumzutrampeln.

Das war also keine Sternstunde des satirischen Ausnahmeblattes. Kann passieren! Keiner liefert jeden Tag eine gleichbleibend hohe Qualität. Das sollten auch die, die sich jetzt so aufregen, bedenken und zugestehen.

Jetzt heißt es, in den Redaktionsräumen in Paris den Rücken gerade zu machen, sich bei denen, deren Gefühle man verletzt hat, gebührend zu entschuldigen und dann weiterzuwerkeln. Es wird auch wieder bessere Tage und Karikaturen geben.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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