wolfsgeheul.eu vom 05.03.2015

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Heute habe ich zum ersten Male bewußt wahrgenommen, daß selbst unter dem edlen, schönen Holzzigarrenkistchen ein die Optik verschandelnder Warnaufkleber der bekannten Art klebt und mich im Layout einer Todesanzeige mit schwarzen Lettern auf weißem Grund folgendermaßen aufzuklären oder zu informieren versucht: „Kinder von Rauchern, werden oft selbst zu Rauchern“.

Einmal davon abgesehen daß die leider große Zahl der Kinderlosen darin keine abschreckende Botschaft für sich erkennen kann und muß, sie also dort wirkungslos verpufft, ist das doch auch für den sich angesprochen fühlen könnenden Rest eine sich unverhohlen dümmlich keck im Vagen bewegende Aussage ohne besonderen Wert. Mit einer halbwegs gesicherten Prozentangabe, die es aber nicht zu geben scheint, böte sie wenigstens im Ansatz eine Entscheidungsalternative, wäre aber immer noch nicht stichhaltig, wenn – was ich nach eigener Anschauung allein mit Blick auf meine Kinder auch vermute – der Anteil der Nachahmerkinder nicht signifikant über, nur dann machte es überhaupt Sinn, fünfzig Prozent – bei mir sind es übrigens sogar null Prozent – liegt. Dann nämlich stünde der von Sorgen gequälte Raucher vor einem Dilemma. Hörte er nämlich auf und sein Kind käme trotzdem ans Rauchen, könnte – lassen wir einmal Stochastik, Logik, Erkenntnistheorie usw. außer acht, die, berücksichtigte man Regeln,  Ansichten etc. aus diesen Bereichen, die Sache mit Sicherheit enorm verkomplizierten und unterschiedlichste Szenarien von Möglich- oder Unmöglichkeiten produzierten – oder müßte er sich vorwerfen, nicht weitergeraucht zu haben. Damit erginge es ihm nicht besser, als dem rücksichts- und bedenkenlosen Weiterraucher, dessen Kind dem Warnhinweis entsprechend wie angeblich oft auch Raucher wird.  Es wäre demnach nicht nur nichts erreicht, sondern man würde zusätzlich dem Exraucher arge Gewissensbisse verschaffen und ihn damit sogar schlechter stellen als den Raucher, dem das ganze Nachihm entweder déluge ist oder der sagt, er habe auf die abschreckende Wirkung gesetzt, nur deswegen aufopferungsvoll fortdauernd sich selbst geschädigt, aber leider die Pair- Impair-Wette verloren, es jedoch wenigstens versucht.

Als Fazit hoffe ich, somit oberflächlich, aber mutmaßlich auch nach tiefergehender Betrachtung unstreitig stellen zu können, daß dieser Aufkleber wegen unrettbarer Unsinnigkeit und obendrein eventueller negativer Folgen niemals hätte in Druck gehen dürfen.

In einer Folge der Serie MASH brüllt Major Margaret Houlihan, als sie von Hawkeye erfährt, daß die Punkteschwelle für die Heimreise aus dem Koreakrieg wieder erhöht worden ist und letztere sich damit verzögert  und zusätzlich das Risiko steigt, doch noch vorher zu fallen, soweit erinnerlich, aber jedenfalls sinngemäß „Welcher Politikerarsch hat denn das ausgeschissen?“.  Die vornehme Krankenschwester mit dem Herz am richtigen Fleck legte damit den Finger in die Wunde der oft fehlenden Praxisbezogenheit und des nicht vorhandenen Einfühlungsvermögens in die Menschen vor Ort der heimischen, in Sicherheit befindlichen Bürokratie, hatte also entweder den kleinen, weltfremden Hinterzimmerbeamten oder den in Saus und Braus lebenden, weit vom Geschehen sich fernhaltenden Spitzenpolitiker, also allesamt unerfahrene Ignoranten, als Adressaten ihres Fluches vor Augen. Für uns gilt die kraftvolle Äußerung aber im übertragenen Sinne gleichermaßen, denn man fragt sich doch, wie aus unzähligen Manntagen von minesterialen Stäben und gewöhnlich gleichviel externen Beratern ein solcher, obendrein teurer Bullshit herauskommen kann. Da kreißen die Berge und heraus kommt dieses lächerliche, nutzlose Aufkleberchen.

Da ich ohnehin, mutmaßlich berechtigte Zweifel an der zählbaren Wirkung der Warnungen vor den Folgen des Rauchens habe, schlage ich vor,  die Fehlbarkeit großer Verwaltungen – das gilt auch für private -, die allenthalben auf solcherlei Art augenfällig wird,  nicht weiter herauszufordern , diese Kampagne einfach ersatzlos einzustellen und das Geld lieber im weitesten Sinne in eine vernünftige und ausreichende Erziehung unserer Kinder zu stecken und sie zu selbstverantwortlichen Menschen zu erziehen, die zu gegebener Zeit ihre Entscheidungen selbst zu treffen vermögen. Und wenn es die zu rauchen ist!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 01.03.2015

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Die Autorität der Alten basierte vormals auch und gerade auf ihrem Vorsprung an Wissen, Fertigkeiten und Erfahrung, war also nicht allein ein der Jugend anerzogenes Kuschen. Und genau dieses objektive Minus war es, das die jungen Menschen intellektuell herausforderte, aufbegehren und sich auf die Suche nach einer anderen, besseren Welt begeben ließ.
Gibt es dieses Prä noch?
Wenn man sich fragt, was die Welt heute maßgeblich bewegt, muß man wohl konstatieren, daß es allgemein gesprochen die digitalen Medien sind. Und wenn man sich vergegenwärtigt, daß es alleinig die Jugend ist, die damit schon in jüngsten Jahren umfassend umzugehen vermag, kommt man nicht umhin, unseren Kindern zuzugestehen, daß sie in diesem sehr wichtigen Punkt vor uns Alten, die, wenn überhaupt, überwiegend als reine Anwender ihr unwissendes Leben fristen, keinen Respekt haben können und müssen. Sie sind demnach in diesem Schlüsselthema schon in der allgemeinen Orientierungsphase auf sich allein gestellt, und bekommen auf Rückfragen, nur Faustkeilvergleiche, die ihnen nicht weiterhelfen.
Es fehlt also vollständig an der Möglichkeit sich auf zunehmender Augenhöhe an- und miteinander zu reiben, wir Älteren sind nicht einmal satisfaktionsfähig, wir sind zum Aufgucken zu unseren Sprößlingen von Beginn an verurteilt und stellen für sie keinen Rückhalt dar, der auch für das Opponieren hilfreich ist.
Sollte diese Sicht richtig sein, ist es wohl nicht mehr verwunderlich, daß die Kinder von heute Probleme mit der Gesellschaftsteilhabe, ihren Geschlechterrollen, Ihrem Glauben an den Wert und Bestand der Familie, der Glaubensausrichtung etc. haben, und sich in Ermangelung an Halt durch respektable Rückendeckung der Altvorderen auf die Essentialia konzentrieren und ansonsten vermeintlich uninteressiert zeigen. Dabei sind sie gerade nicht asozial, beherrschen doch einzig sie die sozialen Medien.
Nun war es immer so, daß die Elterngeneration irgendwann insbesondere in technischen Bereichen den Anschluß verlor, es ist aber etwas anderes, wenn man als Kind den Alten mit einem müden Lächeln den Videorecorder erläutern muß, als ihnen die Welt zu erklären, die sie zwar noch selbst geschaffen haben, aber leider nicht mehr verstehen.
Daß wir im Moment wieder einmal in unsicheren Zeiten leben, liegt demnach vielleicht nicht nur daran, daß es zu lange Frieden in den Weltnationen gab, es dem Esel mit bekannt eisigen Folgen zu wohl ist und die Armen der Welt die Teilhabe an Macht und Wohlstand zu Recht einfordern, sondern vielleicht genau an dieser allgemeinen Orientierungslosigkeit bei jung und alt.
Es ist an den Eltern, Erziehern, Entscheidern, sich ihren Respekt zurückzuerobern, um die Gesellschaft wieder ins Lot zu bringen, und es ist gleichzeitig an der Jugend, die Bereitschaft zu zeigen, ohne Überheblichkeit in respektvollem Dialog mit den Eltern verstehen zu lernen, auf welchem Wertegerüst das Handeln beruhte, was sie sich bei allem gedacht haben, um mit der neuen Situation zukünftig im eigenen Interesse vernünftig umzugehen und die Chancen und Gefahren richtig einzuschätzen. Das brächte vielleicht den Kampf der Generationen wieder zum Nutzen und Frommen aller ins produktive Gleichgewicht.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf

P.S.: Wahrscheinlich ist die nach meinem Plan und Willen von Montag bis Samstag – „wolfsgeheul am Sonntag(WAMS ;) ) soll es vorläufig nicht geben – erscheinende Kolumne ab morgen im Internet unter „wolfsgeheul.eu“ als Blog online. Dann können wir die wohl überwiegend ungeliebte und nervende WhatsApp-Gruppe schließen. Dank für die Bereitschaft zum Versuchskaninchen! Es bedurfte Ihrer/Eurer Bestärkung für die Umsetzung.

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