wolfsgeheul.eu vom 01.04.2018

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Nouvelle Cuisine mit wolfsgeheul!

Letzte Woche habe ich die Spargelsaison entgegen aller Vorbehalte(s. Kolumne vom 06.04.2015) auf drängendes Zuraten meines türkischen Gemüsehändlers eröffnet. Seit das Stangengemüse selbst außerhalb der eigentlich klimatisch determinierten Saison in rauen Mengen produziert wird, gelten alte Regeln nicht mehr, die wir Älteren noch als unverbrüchlich erlernt haben. Zucker ins Spargelwasser! Wo nichts mehr zu Bitterkeit neigt, braucht es auch kein Gegenmittel mehr. So war ich fast froh, daß bei der Premiere ein paar Stangen eine leichte Bitternote aufwiesen. Denn – so sehr ich ihn liebe – der Spargel lebt tatsächlich von seiner Entourage.

Gestern nun trieb mich die Leidenschaft am Experiment. Beim Aufsetzen des Wassers habe ich meine Espressomühle einmal kurz aufheulen lassen und das bißchen Mehl hineingestreut. Eine fast eklige braune Brühe entstand und die Kochphase war von sehr ernsthaften Zweifeln begleitet. Das Ergebnis aber war – von den kleinen Stippen und einer gewöhnungsbedürftig unfrischen Optik abgesehen – verblüffend. Die nur leichte Kaffeenote machte eine gute Figur zum sonst eher geschmacklosen daherkommenden Aphrodisiakum. Koffein soll ja ebenfalls durchaus anregend sein. Das nächste Mal probiere ich es mit einem flüssigen Schuß braunen Glücks!

Beim Kochen kann selten etwas schiefgehen, wenn man der Nase nach geht und gute Produkte verwendet.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 25.08.2016

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Luxusfüller unnötig!

Mitnichten! So wird Bundestagspräsident Lammert zwar verkürzt zitiert(T-Online), aber das verfälscht seine Aussage vollkommen. Er hat nämlich lediglich deren Anschaffung aus Bundesmitteln für obsolet erklärt. Das ist gut so, denn ein teures Tintenschreibgerät ist alles andere als überflüssig.

Wer überhaupt noch die Handschrift pflegt und je einen edlen Kolbenfüllfederhalter besessen hat, weiß welch‘ Glücksgefühle sich einstellen, wenn ein auf den Besitzer eingeschriebener moderner Federkiel mit seiner güldenen, gespalteten Spitze sanft über das Papier gleitet, gleichmäßig sowie ohne unschöne Unterbrechungen seine nachtblaue dokumentenechte Tinte verteilt und den geschwungenen Linien erst Erhabenheit und Bedeutung verleiht. Kein anderes Schreibgerät verhilft zu einer ansehnlicheren Schrift. Und es ist wie mit allen Kleinodien, sie begeistern durch ihre Schönheit, ihre darin verkörperte Handwerkskunst und begleiten einen bestenfalls ein Leben lang, wenn man die eherne Regel, daß man Frauen und Füller nicht verleihen sollte, beachtet, um die durch den Gebrauch individualisierte Feder nicht vom Kurs abzubringen. Ein luxuriöser Federhalter ist in seiner Ökobilanz dem Wegwerfprodukt weit überlegen und verkörpert zusätzlich Lebensart und Klasse.

Letztere haben aber viele derer, die auf Staatskosten ihr Budget für Montblanc-Produkte geplündert haben, schon nicht. Für sie ist so ein schwarzer Zelluloid-Stab nichts anderes als ein Statussymbol, um vermeintlich im Kreis der Schönen, Reichen und Gebildeten Aufnahme zu finden, was natürlich nicht gelingt, weil sie trotz der Ausstattung doch die alten Emporkömmlinge und Proleten- siehe pars pro toto unser Ronald (McDonald) Pofalla – bleiben. Man erkennt sie zum Beispiel sofort daran, daß sie das teure Schreibutensil an exponierter Stelle sichtbar wie in der Brusttasche – ein Detail, das übrigens(s. auch Kolumne vom 17.09.2015) an ein Doppelmanschettenhemd, wenn es denn überhaupt getragen wird, gar nicht gehört, so daß bereits deren Existenz daran auch ohne Montblanc-Phallus den Banausen entlarvt – des Hemdes ausstellen. Deshalb ist es richtig, daß kein Betriebsmittelbudget dafür herhalten sollte, dem Mitarbeiter seinen Kolbenfüller zu finanzieren. Dieser höchstpersönliche Gegenstand taugt nicht als Position auf der Bureauartikelbestellliste. Er muß selbst mit gebührender Sorgfalt erworben oder einem von einer nahen Person als Geschenk dediziert werden. Die Tinte als Verbrauchsstoff darf dann gerne aus dem Bundesetat bezogen werden. Die anderen sollen weiterhin billige Kugelschreiber, die natürlich genauso ihren Zweck erfüllen, ordern, wenn sie auf Stil keinen Wert legen oder keinen solchen besitzen.

Damit befinden sie sich dann auch in „guter“ Gesellschaft, denn wie oft sieht man heute die Mächtigen der Welt, wie sie maßgebliche Verträge mit wertlosen Schreibern unterzeichnen, was vielleicht sogar die häufig schlechte Qualität und/oder geringe Lebensdauer der Dokumente erklären könnte. Wer mit Wegwerfkulis signiert, produziert Wegwerfkontrakte. Es fehlen dann Wertschätzung und Achtung.

In einer sich rapide verändernden und leider oft verschlechternden Welt sind Unternehmen wie Pelikan, Montblanc, Omas, Waterman, Cross etc. mit ihren Produkten so etwas wie der Fels in der Brandung der Nachhaltigkeit und des guten Geschmacks. Insoweit hatten die raffgierigen Politikamateure sogar den richtigen Riecher.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Sollte sich übrigens herausstellen, daß Dr. Lammert mit seinem Rumgeeiere in der Affäre wirklich, wie es Bild behauptet, den so bedeutend unbedeutenden Pofalla hat schützen wollen, wäre er leider aber unabänderlich aus dem Rennen um die Bundespräsidentschaft(s. Kolumne vom 07.06.2016) unehrenhaft ausgeschieden.

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