wolfsgeheul.eu vom 12.08.2015

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Als Nachtrag zu meiner vorgestrigen Kolumne möchte ich zunächst berichten, daß Herr von Papen bei der wie immer recht langweiligen Eröffnungsfeier – da sollte man nur hingehen, wenn man eingeladen ist – der Reit-EM in der Aachener Soers nicht zugegen war. Wie angekündigt aber ist Frau von der Leyen die durchaus beeindruckende Quadrille mitgeritten, und zwar, soweit ich das beurteilen kann, sehr diszipliniert und nahezu fehlerfrei. Insofern neidlos, Respekt! Meine Meinung hat das aber nicht im geringsten geändert. Schlimmer noch! Die TV-Bilder suchten immer wieder und sehr häufig, die herrenreitende Verteidigungsministerin, was geradezu einer Beleidigung der anderen 63 Reiter gleichkam, die keinen Prominentenstatus besaßen. Obendrein wurde also einer großen Gruppe von engagierten Sportlern aus ganz Deutschland – genau waren nämlich alle deutschen Landesgestüte mit je vier Reitern vertreten – die Schau gestohlen, um den persönlichen Ehrgeiz und die Eitelkeit einer einzelnen Person zu befriedigen. Und die Interviews der speichelleckenden WDR-Journalisten mit der Ministerin, die man in der Mediathek anschauen kann, waren nahezu ekelerregend liebedienerisch. Das zur Causa „Herrenreiterin“!

Etwas anderes ist mir heute im Laufe des Tages aufgefallen. Seit dem Mittag berichtet T-Online an exponierter Stelle mit Bild über ein Interview der sächsischen Integrationsministerin(genau Staatsministerin für Gleichstellung und Integration) – wußte nicht, daß es diese Position gibt, und habe leider von ihrem Wirken bisher noch nichts verspürt(s. auch meine bisherigen Kolumnen vom 07.+13. 04, 31.05. und 08.+ 19.07.2015) -, Frau Petra Köpping(SPD), die wohl in einem Zeit-Interview erklärt hat, daß sie sich oft selbst schäme, wenn sie „manche verbiesterte Kommentare von Sachsen höre oder lese“. Außerdem sagt sie unumwunden; „In Sachsen erleben wir teilweise den blanken Hass. Das muss man so deutlich sagen.“

Frau Köpping gilt mein allerherzlichster Dank. Die Reinigung des Augiasstalles „Sachsen“ kann nur von innen angestoßen werden. Hoffentlich findet sie als Vertreterin des kleinen Partners in der Großen Koalition genug Gehör und wird nicht von genau den Leuten, die es zu bekämpfen und zum Stillschweigen zu bringen gilt, niedergeschrien. Und sie möge sich vor dem großen Partner in Acht nehmen. Denn, lieber Herr Ministerpräsident, Sorbe sein ist schön, reicht aber nicht. Nicht blöd zu sein, wäre auch sehr zu wünschen. Da ist es aber gelinde gesagt wenig hilfreich bis saudumm, wenn ihr innenpolitischer CDU-Parteisprecher gleichzeitig die Aussetzung des Schengen-Abkommens ins Spiel bringt und die Wiedereinführung von Grenzkontrollen anregt. Geradezu idiotisch wird das, wenn man bedenkt, daß man sich damit auch in das Fahrwasser der Rechtsschwimmer von der AfD begibt. Frau Köpping legt dagegen offen und ehrlich den Finger in die Wunde und zeigt, was sich vordringlich ändern muß: Die Einstellung der bzw. vieler Sachsen!

Als Schmankerl obendrauf: Bis jetzt um 21:45 Uhr hat keine der großen sächsischen Zeitungen, Freie Presse, Dresdner Nachrichten und Leipziger Volkszeitung die Einlassungen ihrer Integrationsministerin online, stattdessen Allgemeines und wie immer Provinzielles! Ja, Frau Nestbeschmutzerin Köpping, das ist ein Vorgeschmack. Erst schweigt man sie tot und dann macht man sie nieder. In einem kennt die ehemals gleichgeschaltete Presse nämlich kein Pardon. Keiner darf am Denkmal des alles überragenden Sachsen kratzen.

Mein Aufruf: Überhäufen wir Frau Köpping mit Solidaritätsbekundungen. Sie meint es nur gut und weiß bisher offensichtlich als eine der wenigen Einzelpersönlichkeiten im Freistaate, was dieser dringend benötigt und was ihm guttut. Das schöne Sachsen hat es verdient, vor dem Untergang bewahrt zu werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 10.08.2015

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Kleiner Rückblick:

Franz von Papen wurde allseits als „Herrenreiter“ charakterisiert und verspottet. Einer der Gottväter des kurzen Textes, Alfred Polgar, beschrieb ihn in der gleichnamigen Glosse(in: Kleine Schriften, Rowohlt, Band 1, S. 179ff.) so: „Fundamentalsatz seiner sämtlichen Gesinnungen ist: keine zu haben. Sein persönliches Credo lautet: um jeden Preis oben bleiben.“ Laut Wikipedia(Fundstellen dort) hat wohl Hans-Otto Meissner in seinem Buch „Junge Jahre im Reichspräsidentenpalais“ ähnlich Vernichtendes geschrieben. Papen sei ihm menschlich „besonders unsympathisch“ erschienen und auch sein Vater habe „vom ersten Augenblick  den Herrn von Papen absolut nicht leiden“ können. Ferner beschreibt er ihn als „überaus geltungsbedürftig“ und formuliert: „Man gewann den Eindruck, dass ihm sehr daran gelegen war, von der ersten Minute seines Auftretens an bis zur letzten beachtet zu werden.“. Er „vergesse nie den Ausdruck seines Gesichtes, es war die Blasiertheit in Person,“. Und letztlich sei von Papen „tatsächlich, wie seine Gegner immer behaupteten, der Typ eines Herrenreiters“ gewesen, bei dem aber der „Wortbegriff“ weiterging, „sah man doch nach landläufiger Meinung im Herrenreiter einen hochmütigen, hohlköpfigen, blasierten und zudem adligen Reitersmann.“.

Schluß mit dem posthumen von-Papen-Bashing über ebenso tote Autoren!

Nun aber zur ganz anderen Aktualität:

Unsere Bundesverteidigungsministerin, Frau Dr. Ursula von der Leyen, wird morgen bei der Eröffnung der Reit-EM in Aachen auftreten. Nicht als Ehrengast auf der VIP-Tribüne, sondern als Reiterin in einer Quadrille von vierundsechzig Pferden vom „Landesgestüt Celle“! Letzteres muß man hier im erweiterten Rheinland hinzufügen( eigentlich heißt es rheinisch „dabeisagen“), damit keiner denkt, sie träte als Hannoveranerin – welch‘ Skandal! – mit dem Reitercorps der Kölner „Rote Funken“ auf und es sei gar eine vorgezogene Sessionseröffnung des Karnevals 20015/2016, da prima vista die Uniformen durchaus ähnlich sind(s. Photo auf Bild-Online unter “ http://www.bild.de/politik/inland/ursula-von-der-leyen/eroeffnet-reit-em-42122776.bild.html „). Bild-Online schreibt dazu, daß Frau von der Leyen zu diesem Behufe schon seit einer Woche täglich mindestens zwei Stunden übe.

Was will uns die „Uschi“ mit diesem Auftritt sagen? Daß ihr der Bureau-Job mit den spröden Kommisköppen keinen Spaß mehr macht? Daß ihr die massiven Probleme der Bundeswehr am „kleinen Reiterarsch“ vorbeigehen? Oder will sie dem gewöhnlichen Soldaten, der im Ausland sein Leben riskiert, vermitteln, daß sie ihn vom Feldherrenhügel aus über- und bewacht? Oder ist es gar ein subtiler Hinweis darauf, daß sie im Rahmen der Umstrukturierung der Bundeswehr vorhat, die Reiterstaffeln der Polizei zukünftig der Bundeswehr – Geschichte wiederholt sich ja so manches Mal – einzuverleiben? Wir wissen es nicht.

Die Eitelkeit jedenfalls treibt wunderliche Blüten.

Zwei Fragen stellen sich mir dabei aber noch. Was hat die persönliche Beratungsperson von Frau von der Leyen studiert? „Geschichte“ und „Guter Geschmack“ können es wohl eher nicht sein. Und was hätten eigentlich Polgar und Meissner zur „Herrenreiterin“ gesagt?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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