wolfsgeheul.eu vom 11.08.2015

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Es ist schon ein Kreuz mit Homepages. Hat man sie endlich fertiggestellt und im Netz, geraten sie ob der allseitigen Zufriedenheit und Ermattung gerne in Vergessenheit. Und so überdauern sie oft ungerührt wichtige Veränderungen oder stehen gar noch nach dem Untergang der Urheber wie www-Mausoleen in voller Pracht, als wäre nichts geschehen. Das hat aber nichts mit dem ewigen Gedächtnis des Internets zu tun, sondern stellt lediglich eine Nachlässigkeit des Betreibers der Seite dar. Beim Krämerladen an der Ecke oder Uhrmachermeister im Hinterhof spielt das keine entscheidende Rolle, man sieht es ihm nach; die brauchen doch eigentlich auch gar keine Internetseite. Bei größeren Unternehmen aber wirkt ein schlecht gepflegter Web-Auftritt genauso wie ungeputzte Schuhe bei deren CEO. Jedoch ist jeder in der Privatwirtschaft für seine Reputation selbst verantwortlich und vielfach scheint eine unaktuelle Seite ihnen auch überhaupt keinen Abbruch zu tun, was eventuell sogar einen Hinweis auf die Überschätzung der Relevanz von Präsenz im Netz ergibt. Behörden und Ministerien aber genießen keinen Nachsicht gebietenden Schutz, geschweige denn, daß es in ihrem Ermessen läge, welchen Grad an Aufmerksamkeit sie ihrer Homepage angedeihen lassen. Hier muß alles stimmen und zeitnah aktualisiert sein. Darauf hat der Bürger einen Anspruch.

Dies vorangestellt habe ich heute in der Absicht, doch noch etwas zur Causa „Netzpolitik.org“ zu schreiben, bei „www.generalbundesanwalt.de“ vorbeigeschaut, weil ich die offizielle Vita des Neuen, Herrn Peter Frank, nachlesen wollte. Welch eine Überraschung! Laut Internet amtiert Herr Range noch.

Dann stellt sich aber umsomehr die Frage, wer denn den Einstellungsbeschluß, vom dem seit gestern berichtet und über den selbst auf der Seite des Generalbundesanwaltes in einer kurzen Meldung, die erklärt, man sei der Meinung des Bundesjustzministeriums, daß es kein Staatsgeheimnis wäre, und zusätzlich der Auffassung, daß der subjektive Tatbestand nicht gegeben sei,  unter „Aktuelles“ informiert wird, im Ermittlungsverfahren gegen Netzpolitik.org unterschrieben hat. Gab es den Faksimile-Stempel von Herrn Range noch, und würde das dem Geschaßten recht sein, hierfür noch verantwortlich zu zeichnen? Das ist undenkbar! Oder sitzt Herr Frank doch schon inmitten von Kisten im neuen Bureau und hat zwischen Auspacken und Aufstellen des Familienphotos auf dem Schreibtisch mal eben schnell seine Unterschrift unter das Papier gesetzt. Anders kann es kaum sein, denn in einer so brisanten Angelegenheit will ich mir nicht vorstellen, daß auf gegebenenfalls bestehende Vertretungsregeln zurückgegriffen wird und ein Subalterner zeichnen darf. Das müßte sich auch der Amtsinhaber designatus oder – wenn es denn so sein sollte – bereits Amtierende verbitten. Wenn er aber schon unterschrieben hat, muß man fragen dürfen, wie er sich so schnell – seinen Lebenslauf hat er ja auch noch nicht eingestellt – in die komplizierte Materie einarbeiten und eine fundierte, von ihm getragene Entscheidung fällen konnte. Das klingt selbst bei einem angeblich exzellenten Juristen nach einem Wunder, so daß naheliegt, daß er lediglich das „Orakel von Berlin“ befragt und dann blind als reine Marionette „entschieden“ hat. Vielleicht aber wurde auf seine Veranlassung hin noch schnell der Zusatz mit dem subjektiven Tatbestand ergänzt, damit man auf der „sicheren“ Seite ist, wenn die neue Geheimnistheorie ins Wanken geraten sollte. Ein katastrophaler Start für Herrn Frank, der damit bereits jedwede Vorschuß-Autorität verspielt hat.

Jedenfalls ist das ganze in meinen Augen ein Skandal. Unser letzter Stand laut Aussage Range, bei dem ich keinen Anlaß habe, ihm nicht zu glauben, und der meiner Ansicht nach alles richtig gemacht hat, ist und bleibt, daß der externe Gutachter wie zuvor schon das Bundesamt für Verfassungsschutz und die Bundesanwaltschaft zu dem Ergebnis gekommen ist, daß es sich bei den von Netzpolitik.org veröffentlichten Unterlagen um Staatsgeheimnisse im Sinne der Vorschrift handelt, was konsequent eigentlich nur die Weiterführung des Ermittlungsverfahrens und die spätere Erhebung einer Anklage wegen Geheimnisverrates gegen die Verantwortlichen bei Netzpolitik.org zur Folge hätte haben können. Daß im übrigen gleichzeitig und weiterhin gegen die Personen, die die Dienstgeheimnisse verraten haben, ermittelt wird, versteht sich von selbst.

Das ganze hat also nach jetziger Einschätzung wenig bis gar nichts mehr mit rechtsstaatlicher Behandlung zu tun. Solange die Gesetze so sind, wie sie sind, müssen sie auch angewendet werden, ob das in die Zeit oder der Regierung in den Kram paßt oder nicht. Das ist ein Schaden für uns alle, mag die verständliche Freude im Hinblick auf eine mögliche Erweiterung der Pressefreiheit unter Journalisten auch noch so groß sein. Alle Presseorgane haben deshalb die vornehme Aufgabe, trotz allen zu erwartenden massiven Mauerns der Beteiligten der Wahrheit mit allen Mitteln auf den Grund zu gehen und zu fordern bzw. zu helfen, den mehr als unschönen Vorgang restlos aufzuklären. Notfalls auch auf verschlungenen Wegen! Geheimnisverrat kann ja jetzt nicht mehr drohen, oder!? Wer der erste ist, macht Auflage, und wenn vielleicht dann auch noch die richtigen Köpfe fallen sollten, was ebenfalls auflagenfördernd sich auswirkte, wäre allen gedient.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Wegen der Aktualität und der Reit-EM – die Eröffnungsfeier beginnt um 19:45 Uhr – erscheint meine Kolumne heute früher.

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wolfsgeheul.eu vom 04.08.2015

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Wie bereits bekannt hat mich das Golfen gepackt und wird mich voraussichtlich auch nicht mehr loslassen. Positiv gesprochen erhöht es gerade bei einem Anfänger in einem außergewöhnlichen Maße die Frustrationstoleranz und -verarbeitung, was durchaus auch im sonstigen Leben hilfreich sein kann. Da muß man durch, will man nicht vorzeitig das Handtuch werfen, was aber eigentlich schon das hartnäckige Virus, hat es einmal angeschlagen, verhindert. Stattdessen wird der Ehrgeiz angestachelt, denn man möchte beweisen, daß man als gelernter Ballsportler selbstredend auch das Golfspiel mehr als leidlich beherrschen kann, was schwierig genug zu sein scheint. Und dabei tut es gut, wenn man sieht, daß der Golfsport offenbar so kompliziert ist, daß ganz abgesehen von den hinzutretenden Unwägbarkeiten des Terrrains selbst erfahrenen und guten Spielern Fehler unterlaufen, die hanebüchen sind. Und so verschiebt sich mit zunehmender Reife und höherem Können wohl nur die Quote der schlechten Schläge zugunsten der guten, womit auch klar wird, wie oft man als Greenhorn noch schlagen muß, um nur einen Glücksmoment zu erleben. Davon muß man zehren, will man nicht verhungern.

Diese Kurzbetrachtung läßt vielleicht erahnen, daß kaum irgendwo anders die Stimmungsschwankungen so hoch sind wie beim Golfer. Aber das erklärt nicht in hinreichendem Maße das von mir beobachtete Phänomen, daß in keiner mir bekannten Sportart, während und erst recht nach der Ausübung so viel über den Golfsport im allgemeinen und das eigene Spiel im besonderen gesprochen wird. Auf der Tennisterrasse jedenfalls habe ich viel mehr über Gott und die Welt sprechen können, als meine Gesprächspartner dies nach dem Golfen bisher ermöglicht und zugelassen haben.

Dem werde ich weiter nachgehen und bisweilen davon berichten, solange ich nicht von mir den Eindruck gewinne, daß ich bereits ein Teil des Phänomens geworden bin.

Was gab der Tag noch so her?

Der Rausschmiß des Generalbundesanwaltes war sicherlich die erwartbare und nach seiner Stellungnahme auch notwendige und von ihm selbst provozierte oder billigend in Kauf genommene Konsequenz, wenngleich ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, daß bei aller Weisungsgebundenheit der Staatsanwaltschaften der unabhängigen Justiz hiermit ein Bärendienst erwiesen worden ist. Aber auch wenn der Blätterwald schon in unterschiedlichsten Tönen rauscht, halte ich es für ratsam, weitere Details abzuwarten, um sich ein fundierteres Urteil bilden zu können.

Ach, da war doch noch eine US-Studie, die herausgefunden haben will, daß guter Sex im Durchschnitt dreizehn Minuten dauert, Vor- und Nachspiel nicht eingerechnet. Es gibt also doch noch ein Thema, über das häufiger geredet wird als über Golf und bei dem vor allem fast jeder mitreden kann. Wenn die Studie richtig liegen sollte, ist es aber erstaunlich bis unbegreiflich, wie eine knappe Viertelstunde – und das im Zweifel, selbst wenn es hoch kommt, nicht einmal täglich – die Welt derart in Atem halten und beschäftigen kann!? Wenn man einmal die kurzen Glücksmomente außer Betracht läßt, versteht man kaum, warum nicht mehr Menschen danach streben, sich ihre Erfüllung einzig in anderen Bereichen zu suchen. Aber selbst bei erfolgreichen Menschen spielt der Sex nahezu immer eine überbordende Rolle, wenn er nicht sogar die Triebfeder des Erfolges ist. Abgesehen von der leider seltener werdenden Fortpflanzungsabsicht ist der Sex offenbar nicht zu überwinden und damit Glücksbringer und Geißel zugleich.

Und da schließt sich der Kreis zu meinen Golferwägungen. Nicht habe ich nämlich feststellen können, daß das Vorurteil, Golf spiele man erst, wenn man keinen Sex mehr habe, zutrifft. Aber vielleicht haben wir Erklärungsansätze für die Themeneinengung. Eine große Runde Golf mit Partner dauert über den Daumen mehr als das Sechzehnfache von gutem Sex und man spielt mit achtzehn an der Zahl eindeutig mehr Löcher. Damit erscheint es fast schon logisch, daß über Golf von Golfern so viel gesprochen wird. Warum sollten sie sich anders verhalten als Sexsportler!? Die nächste Frage, die sich damit auftut, ist allerdings, wann der Golfer noch über Sex zu reden die Zeit findet.

Das Leben ist und bleibt ein Mysterium und könnte viel einfacher sein, gäbe es Sex und Golf nicht. Es hätte aber wahrscheinlich auch nicht den Reiz und Schwung. Apropos „Schwung“, eine entscheidene Komponente beim Golfen…………

Gute Nacht und guten Sex – dauert ja nicht lange!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Cave: Post coitum omne animal triste est! Sorry, wohl schon wieder eine Golfparallele!

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