wolfsgeheul.eu vom 07.04.2015

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Jetzt muß ein Wort über Tröglitz verloren werden.

Wer die Ecke in Sachsen-Anhalt kennt, weiß, daß dort der Hund verfroren ist. Diese verlorenen Flecken sind ob der Enghorizontigkeit ihrer Einwohner leider naturgemäß immer ein besonderer Nährboden für Extremismus. Erinnerungen kommen hoch an die Zeit einer Landtagswahl in Sachsen, in der uns eine Cabriotour abseits der Autobahnen von Chemnitz an die Elbe geführt hat und bei der wir durch ein kleines Staßendörfchen nach dem anderen fuhren, deren Straßenlaternen einzig mit NPD-Plakaten behangen waren. Die aufgestaute Wut darüber, daß die bürgerlichen Parteien diese Gegenden offenbar vollständig dem extremen Gegner überließen, konnte sich beim Lehman in Diesbar-Seußlitz vom herrlichen Traminer beseelt, geschützt unter den Kastanien der Terrasse und mit Blick auf den schönen Fluß entladen, da zufällig ein damaliger Unions-Minister – Name dieser Null ist mir entfallen – Hof hielt, umgeben von seiner speichelleckenden Entourage. So eine Chance darf man sich nicht entgehen lassen, also ging ich – damals obendrein noch CDU-Mitglied, stellvertretendes Mitglied des Landesparteigerichts und amtierender Landesvorstand Sachsen des Wirtschaftsrates der CDU – hin, um auf das erlebte Manko konstruktiv hinzuweisen, verbunden mit der genauso herzlichen wie nachdrücklichen Bitte, hier – es war noch genügend Zeit bis zur Wahl – Abhilfe zu schaffen. Die Reaktion war an Ignoranz nicht zu überbieten, mir wurde nämlich arrogant bedeutet, daß man genügend andere Probleme habe und sich nicht um alles kümmern könne.

Das genau scheint in meinen Augen das Problem zu sein. Wegen ein paar Stimmen verschwendet man ganz offensichtlich als gewählt werden wollender Politiker keine Energie. Das sind letztlich unbedeutende, weil nicht ausschlaggebende Kollateralschäden. Genauso scheint der Fall in Tröglitz mit den bekannten Folgen zu liegen. Der ehrenamtliche Bürgermeister – Hut ab – kämpft solange einen einsamen Kampf, bis bereits alles zu spät und das Kind in den Brunnen gefallen ist, sprich die Rechtsradikalen die Meinungshoheit übernommen haben. Erst jetzt greift der Landrat ein und wird nun selbst bedroht. Selbst Schuld, möchte man ausrufen, ein früherer Schulterschluß hätte diese Eskalation mutmaßlich verhindern und die hoffentlich mehrheitlich vorhandenen bürgerlichen Kräfte bündeln können. Die Voraussetzungen waren hervorragend, weil in Person des parteilosen Bürgermeisters Markus Nierth ein mutiger Ehrenamtlicher vorhanden war, der sich bis zur Erschöpfung gegen die Entwicklung gestellt hat. Ganz anders als z. B. der unsägliche Bürgermeister von Bad Schandau in Sachsen, der obendrein als Präsident des dortigen Karnevalsvereins einen widerlichen Anti-Asyl-Wagen der Rechten in seinem diesjährigen Umzug nicht nur duldet, sondern noch als Satire und mit der Meinungsfreiheit verteidigt. Jetzt sollte man Karneval ohnehin denen überlassen, die es einzig können, nämlich den Rheinländern, aber solche Brunnenvergifter in einer NPD-Hochburggegend um Pirna sollten schleunigst kaltgestellt und abgewählt werden. Das Problem besteht im übrigen in der gesamten Bundesrepublik, die östlichen Bundesländer schaffen es nur bedauerlicherweise immer nach ganz vorne in die Presse, natürlich auch willkommene Steilvorlagen für die im Westen Deutschlands, die die Menschen fälschlicherweise glauben machen wollen, Rechtsradikale gäbe es nur im Osten. Heuchler und Lügner! Liebe Wessis, macht die Augen auf und kehrt vor eurer eigenen Türe!

Also, liebe Politiker, geht aufs Land, auch wenn da für euch vordergründig nicht viel zu holen zu sein scheint. Die Zukunft unserer Republik hängt maßgeblich davon ab, ob es uns gelingt, die politischen Ränder links und rechts im Zaum zu halten und die bürgerliche, meist schweigende Mitte zu bewegen, Farbe zu bekennen. Das gilt übrigens auch für ganz Europa. Wehret, wehren wir den Anfängen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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