wolfsgeheul.eu vom 11.08.2018

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„Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin.“

So lautete der Werbeslogan im Jahre 1979, der auch bei mir galt und zündete. Mehr als weitere zwanzig Jahre blieb ich treuer Kunde als Verfechter der Einzigartigkeit dieser Nußnougatcreme und als konsequenter Gegner aller Derivate, seien sie auch noch soviel günstiger. Nach einer längeren Askese habe ich mir vor kurzem wieder ein Gläschen gekauft und trotz der Rezepturänderung – mir fehlt allerdings aufgrund der Auszeit der Vergleich – wurden sofort alte Erinnerungen wach und der Spaß war zurück.

Aber wer hat eigentlich das Behältnis dieser braunen Versuchung entworfen!? Design hin und Alleinstellungsmerkmal her, dieses Glas verweigert sich erfolgreicher als andere gegen eine nahezu komplette Leerung. Furchen und schlechterreichbare Giebelecken sorgen mit Sicherheit dafür, daß Altglascontainerfischer nicht nur Alkoholneigen, sondern auch Frühstücksbrotbelag angeln können. Nun sind die Ferreromafiosi natürlich nicht allein mit dieser Taktik, die einen schnelleren Neukauf garantiert, als es die verbliebene Füllung eigentlich erfordern würde. Würz- und Saucenproduzenten für Senf und Ketchup zum Beispiel leben seit ewigen Zeiten sehr gut davon, daß sowohl immer zuviel auf den Teller gelangt, als auch phasengetrennte oder vertrocknete Reste im Müll landen. Das liegt aber mehr am Eß- und Gebrauchsverhalten der Konsumenten. Verpackungen jedoch, die sich einer mehr oder minder vollständigen Entleerung standhaft aufgrund ihrer besonderen Gestaltung widersetzen, spielen auf einem anderen Terrain der Umsatz- und Gewinnmaximierung. Das stellt schlicht und einfach eine Lebensmittelverschwendung dar, die heute mehr denn je unverantwortlich ist.

Wenn Werbung also mehr der Ehrlichkeit als der Verkaufsförderung verplichtet wäre, könnte ein realistischerer Slogan wohl eher lauten:

„Nur wo Nutella draufsteht, bleibt auch Nutella drin.“

Das sollte nicht so sein.

Gute Nacht !

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 26.04.2018

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Ein Netzwerk macht noch keine Kompetenz.

Auch wenn ich wenig Fernsehen schaue, wage ich die Behauptung, daß die TV-Werbung wesentlich schlechter geworden ist. Es fehlt ihr an Esprit sowie Provokations- und Überraschungsmomenten. Zusätzlich bewirken die günstigeren Tarife ein Vordringen kleinerer Anbieter, die sich die früher so teuren Spots gar nicht hätten leisten können. Das zieht die Qualität zusätzlich herunter, denn deren Budget bleibt trotzdem überschaubar. Bald werden wir wohl das Niveau von Radiowerbung à la „Ihr Metzger empfiehlt Ihnen heute…“ erreicht sehen.

Neulich erlebte ich zufällig eine Pharmawerbung für eine Spritze gegen degenerative Gelenkerkrankungen und deren schmerzhafte Auswirkungen. Das Produkt heißt „RenehaVis“ und verspricht der wachsenden Gemeinde von Altknochenträgern wahre Wunder. Dafür stehe auch die Empfehlung des „Deutschen Orthopädie Netztwerkes“.

Die Kosten für eine Spritze betragen übrigens laut Internet stattliche 248 Euro, der Produzent scheint eine unbekannte Pharmabude aus der Schweiz zu sein. Und die ominösen Experten? Bei dem Zusammenschluß mit hochtrabendem Namen handelt es sich um eine reine Internet-Werbeplattform, der sich magere einundfünfzig, wahllos über das Bundesgebiet verteilte Ärzte angeschlossen haben. Mit Kompetenz hat das mutmaßlich nicht im geringsten etwas zu tun.

Nirgendwo liegt das Geld offenbar so auf der Straße wie in unserem überversorgten Gesundheitssystem mit seinen hypersensiblen und maßlos fordernden Patienten. Da habe ich wohl den Beruf verfehlt. Ein Gewissen muß eben nicht immer der beste Ratgeber sein. Zumindest monetär gesehen!

Mir ist übel.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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