wolfsgeheul.eu vom 12.02.2016

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Verkehrte Welt!

Schauen wir nicht auf die Völkerwanderungen und deren Gründe in der Erdgeschichte, schauen wir einfach kurz zurück! Der nach 1945 in Deutschland Geborene kennt nur Frieden und Wohlstand. Im Rest der Welt herrschen derweil vielfach Krieg, Hunger, Umweltverwüstung, Armut, Diktatorenwillkür, Folter, Unrecht, Kinderarbeit, Lohnsklaverei etc., während wir es uns mit den dort gewonnenen Rohstoffen und (Billig-)Produkten gutgehen lassen. Wie konnte und kann angesichts dieses Ungleichgewichtes, dieser Ungerechtigkeit jemals ein vernünftiger Mensch davon ausgehen, daß dieses System auf Dauer streßfrei funktioniert und Umverteilungskämpfe ausbleiben!? Und obendrein ist unsere Prosperität selbst häufig auf Sand gebaut, sie lebt maßgeblich von Börsenillusionen und staatlichen Gelddruckmaschinen. Kein privater Haushalt, kein kleiner Handwerker oder Selbständiger wäre in der Lage, über längere Zeit nichts als Verluste zu produzieren; marktführende Unternehmen, aber auch große Startups, dagegen überleben damit prächtig und werden sogar hofiert und gestützt. Kein Wissenschaftler, speziell kein Ökonom kann diese Scheinwelt ausreichend erfassen und erklären, geschweige denn gesicherte Prognosen über die Zukunft abgeben. Jeder normale Mensch hätte schon längst seine Glaubwürdigkeit verloren, würde er nahezu täglich seine Meinung ändern und neue, sich oft fröhlich widersprechende und immer unzureichende Thesen verbreiten. Professores, Politiker, Statistiker und Journalisten tuen aber genau das Tag für Tag. Konstanten im Großen gibt es praktisch nicht. Verläßlich ist nur das stetig Neue, ohne daß sich dabei Maßgebliches an der Grundstruktur veränderte. Der Patient „Erde“ wird nicht geheilt, sondern nur regelmäßig neu verbunden, ohne aber vorher die Wunden wenigstens zu reinigen, nein, es wird lediglich ein frischer Verband auf den alten, dreckigen, blutigen und eitrigen draufgepackt. Die Welt, ein immer unbeweglicher werdendes Michelin-Männchen mit gärenden Wunden, das irgendwann zu ersticken oder zu platzen droht!

In dieser unübersichtlichen, ja undurchschaubaren Gemengelage kapituliert der gemeine Mensch und richtet sich, so gut es eben geht, ein und sorgt für sein kleines, überschaubares heimisches Umfeld. Den Rest ignoriert er. Eine Kapitulation vor seiner Unfähigkeit, sich auf das Ganze wenigstens einen halbwegs vernünftigen Reim zu machen. So dreht sich die Erde weiter, bis sie irgendwann keine Lust mehr hat, und seine menschlichen Bewohner sind trotz des einen oder anderen Aufbegehrens letztlich zum Zuschauen und Abwarten verdammt. Der Mensch, der glaubte, sich über das Tier erhoben zu haben, wird auf diesen Status zurückgeworfen und zum reinen Passagier, dessen einziges Begehren und Bestreben im Überleben – Fressen, Saufen, Paaren und ein bißchen Spaß – liegt.

Ist das ein düsteres Weltbild? Nicht unbedingt! Vielleicht nur ein realistisches! Und ein Mensch, der sich nicht mehr für die Krönung hält, ist möglicherweise doch bzw. wieder mehr in der Lage, vernünftig zu denken und zu handeln. Bescheidenheit und Demut sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um sich vermehrt dem wirklich Machbaren zuzuwenden. Obendrein kann der sich zurücknehmende Mensch sich wahrscheinlich viel besser der Definition, Wahrung und Verteidigung von Werten widmen, weil er willens und bereit ist, etwas Höheres, über ihm Stehendes zu akzeptieren. Solange uns also die Philosophen die Seins-Frage nicht schlüssig und endgültig beantworten können, bleiben eigentlich nur die großen Kirchen als im weitesten Sinne Redliche übrig, um diesen Umdenkungsprozeß zu initiieren, zu unterstützen und zu begleiten. Alle anderen – seien es Politiker, Sekten oder ideologische Vereinigungen – verfolgen überwiegend eigene Interessen und sind weder der Achtung des Göttlichen noch dem Wohl des Einzelnen verpflichtet; sie ge- und mißbrauchen das Individuum und lassen es augenblicklich fallen, wenn sie seiner nicht mehr bedürfen. Der Glaubenskampf im Sinne eines Zusammenraufens der Weltreligionen könnte demnach in Wahrheit der einzige Krieg der Ideen sein, bei dem es am Ende um den Menschen und dessen Rettung geht. Die Kirchen sind also nicht nur nicht überflüssig oder gar den Tod bringend, sondern mutmaßlich die letzte Bastion vor dem totalen Chaos und der endgültigen Verwahrlosung. Es ist damit immer aussichtsreich, wenn die Kirchenoberen – wie jetzt bald der russische Patriarch Kirill und Papst Franziskus auf Kuba – sich unterhalten. Die Putins dieser Welt sind nur vordergründig die Hauptpersonen, sie kommen und gehen. Die Kirche und ihre Gläubigen aber bleiben. Sie sind wahre Mächte über alle Zeiten hinweg. Deshalb muß sich der Papst nicht darum scheren, ob sein Gespräch kurzfristig  nebenbei dem aktuellen russischen Diktator nutzt. Er wird ihn als Institution überleben. In der Befriedung und Einigung aller Gläubigen sowie einer grundsätzlichen Rückbesinnung auf den Glauben liegt die wahrscheinlich einzige Chance für eine halbwegs friedliche und lebenswerte Zukunft der Menschen auf Erden.

Wenn der Mensch nicht wissen kann, sollte er wenigstens glauben. Ohne diesen letzten Anker schlingert er hilf- und haltlos auf dem Meer des Undurchschaubaren, wird dabei zum Spielball der jeweiligen Machthaber und final über kurz oder lang vom dunklen Malstrom verschlungen. Die Bereitschaft zum Eingeständnis der eigenen Begrenztheit aber scheint der letzte und alleinige Schlüssel zur Erreichung wenigstens eines Paradieschens auf Erden. In dieser Haltung kann man getroster darauf warten, die Radieschen von unten zu betrachten bzw. eventuell in den Himmel aufzufahren und sein Erdenleben und das der anderen sinnvoll und gemeinnützig zu gestalten. Der Mensch ist nicht in toto gut, geschweige denn besser als die tierische Kreatur, aber er kann das Gute erkennen und wollen. In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 26.11.2015

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Deutschland, deine Angestellten! Gerade in schwierigen Zeiten sollten und müssen wir alle an einem Strang ziehen. Dabei spielt meine Generation der 60er Jahrgänge deshalb eine nicht unentscheidene Rolle, weil sie altersgerecht die Mehrzahl der Führungskräfte stellt. Können sich die jungen Menschen auf uns verlassen? Leider wohl nicht in Gänze, befürchte ich!

Gerade ist mir ein Beispiel unter die Finger gekommen, welches meine Zweifel nährt. Der hiesige stadteigene Touristikverein hat einen neuen, bestimmt nicht schlecht bezahlten Vorstandschef bekommen, der in einem Veranstaltungsblättchen vorgestellt wird. Der Mann ist 51 Jahre alt. Was er gelernt hat, wird nicht verraten, er wird aber als „Netzwerker“ beschrieben, der seine berufliche Laufbahn im Verlagswesen, im Stadtmarketing und im Deutschen Marketing Verband gemacht habe.

Schon Verbandsmitarbeiter sind nicht unbedingt als eisenhart schuftende Arbeiter bekannt; sie leben meist recht gut von den Beiträgen der Mitglieder und reißen sich kein Bein aus. Auch in stadteigenen Gesellschaften trifft man oft auf politische Besetzungen, die nicht immer nach Engagement und Qualität ausgewählt werden. Die Hoffnungen an solche Personen sind also per se schon etwas tiefer zu hängen.

Aber unser Neuer untertrifft diese niedrigschwelligeren Erwartungen augenscheinlich noch. Zunächst erzählt der Begleittext, als sei es nichts besonderes, daß der zukünftige Mann an der Spitze seit 25 Jahren in einer, offenbar kinderlosen, Fernbeziehung mit seiner in Saarbrücken domizilierenden Frau lebt. Wie konnten eine Auswahlkommission und ein Stadtrat dieses Faktum übersehen bzw. dulden? Ein Touristikchef der an vielen Wochenenden, der Hochzeit der Veranstaltungen, nicht vor Ort ist! Sein Vorgänger, dessen Arbeit ich letztlich nicht beurteilen kann, der aber immer einen sehr umtriebigen Eindruck machte, lebt hier, ist hier im Lionsclub, spielt hier Golf etc.. So soll und muß es sein. Aber ein Reisender zwischen den Heimatwelten kann doch mit Sicherheit seine Aufgabe nicht in ausreichendem Maße wahrnehmen. Ein Chef gerade im Bereich der Touristik muß in dem Beritt, den er betreut, permanent präsent sein.

Es kommt aber noch dicker! In einem kleinen Fragebogen wird der Vorgestellte nicht nur darum gebeten, eine Prognose für die Situation des Tourismus in 10 Jahren abzugeben, sondern auch eine für sich selbst. Darauf antwortet der neue Verbandsfuzzi doch allen Ernstes mit „In Blickweite der Pension.“! Auch wenn er beruflich mit dem Übernachtungsgewerbe befaßt ist, darf man wohl unterstellen, daß er damit nicht eine kleine Herberge meint, die er später einmal mit seinem Eheweibe betreiben möchte. Der feine Herr spricht also von seiner Rente. In zehn Jahren wird er 61 Jahre alt sein und demnach mindestens noch weitere 6 Jahre vor sich haben, bis er sich ins Rentnerheer einreihen kann. Und da spricht der heute schon von Ruhestand. Spätestens jetzt dürfte und sollte jedem klar sein, daß ein Mensch mit dieser Einstellung die Begrifflichkeit „höchstes Engagement“ gar nicht in seinem Vokabular verfügbar hat.

Toll! Sollte dieser fröhliche Rentner in spe auch nur im Ansatz repräsentativ sein, dann, liebe Jugend, verlaßt euch bloß nicht blind auf unsere Generation, die – und insofern muß es vielleicht auch wenig verwundern – eben nur Wohlstand und Frieden kennengelernt hat. Schaut auf jeden Fall immer genau hin. Und ansonsten übernehmt einfach baldigst selbst das Ruder, falls euch an eurer Zukunft gelegen ist.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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